Bibtex

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  Year    = "2019", 
  Title    = "Medienkompetenz (insbesondere berufliche IT- und Medienkompetenz)", 
  Author    = "", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/uebergreifender-teil/medienkompetenz-insbesondere-berufliche-it-und-medienkompetenz/", 
  Note    = "[Online; Stand 19. April 2024]",
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Medienkompetenz (insbesondere berufliche IT- und Medienkompetenz)

Andreas Breiter


Medienkompetenz ist eine der Schlüsselkompetenzen für die selbstbestimmte Teilhabe an der Informations- und Wissensgesellschaft. Die Fähigkeit zum kreativen Umgang mit und der kritischen Reflexion von digitalen Medien spielt nicht nur in der Schule, sondern insbesondere für die berufliche Bildung eine zentrale Rolle.

Medienkompetenz als kommunikative Kompetenz

Ursprünglich stammt der Begriff von Dieter Baacke, der Ende der 1970er Jahre den Kompetenzbegriff im Bezug auf die kritische Auseinandersetzung mit den Massenmedien geprägt hatte. Bei Baacke (1996, S. 98f.) finden sich vier Dimensionen von Medienkompetenz, die sich bis heute in unterschiedlichen Formen in der medienpädagogischen Diskussion wiederfinden:

  • Mediennutzung – rezeptive und interaktive Anwendung von Medienformaten aller Art.

  • Medienkunde –Dimension Fakten- und Verfügungswissen zu Medien, Mediensystemen und deren Nutzung (informative Dimension) und die Fähigkeit, Medien zu bedienen (instrumentell-qualifikatorischen Dimension)

  • Mediengestaltung – innovativer und kreativer Gebrauch von Medien.

  • Medienkritik – die Fähigkeit, gesellschaftliche Prozesse mit Medienbezug zu analysieren und dieses analytische Wissen auf sich selbst und in sozialverantwortlicher Weise auf die eigene Handlungspraxis zu beziehen.

Medienkompetenz in einer mediatisierten Lebens- und Arbeitswelt

Durch die Digitalisierung und die zunehmende Kommunikation mit und über Medien (Mediatisierung) hat die Bedeutung der Förderung von Medienkompetenz als Schlüsselqualifikation zunächst in den Schulen stark zugenommen (Breiter et al. 2010, 2013). So sind zahlreiche Initiativen und Programme an Schulen und Hochschulen gestartet worden, die Berufsausbildung widmet sich ihr seit einigen Jahren und auch für lebenslanges Lernen spielt Medienkompetenz eine immer größere Rolle. Dabei werden unter Medienkompetenz häufig die Bedien- und Anwendungskompetenz (wie z.B. beim Europäischen Computerführerschein (ECDL), die computer- und informationsbezogene Kompetenz (wie bei der Internationalen Studie ICILS, Bos et al. 2013) oder die Informatik-Kompetenz bzw. algorithmische Kompetenz verstanden. In der Dagstuhl-Erklärung der Gesellschaft für Informatik zur „Bildung in der digitalen vernetzten Welt“ werden drei Perspektiven unterschieden:

  • Technologische Perspektive zum Aufbau von Hintergrundwissen über die Funktionsweise der Systeme und ihrer Wirkprinzipien

  • Gesellschaftlich-kulturelle Perspektive über die Wechselwirkung zwischen Digitalisierung, Individuen und Gesellschaft

  • Anwendungsbezogene Perspektive zur kompetenten Auswahl und zielgerichteten Nutzung von Systemen.

Berufliche IT- und Medienkompetenz

Unter dem Innovationsdruck von Industrie 4.0 und dem Wandel im Dienstleistungssektor bis hin zu den sozialen Berufen hat die Förderung der beruflichen IT- und Medienkompetenz ebenfalls an Bedeutung gewonnen. Sie erstreckt sich im Sinne der Lernortekooperation über die Berufsschule in die betriebliche Ausbildung, umfasst aber auch den Bereich der beruflichen Fort- und Weiterbildung. In Abgrenzung zu E-Learning in Unternehmen sowie zu domänenspezifischen Anwendungswissen oder einer Entwicklungskompetenz, handelt es sich bi der beruflichen IT- und Medienkompetenz um ein Querschnittsthema, das alle Auszubildenden und Beschäftigten in gleicher Weise betrifft.

Berufliche IT‐ und Medienkompetenz bezeichnet somit die Fähigkeit und Bereitschaft eines Individuums,

  • unter anforderungsgerechter, sachgemäßer, systematischer und reflektierter Auswahl und Verwendung informationstechnischer Infrastruktur, Geräte, Systeme und Anwendungen,

  • mithilfe selbst gestalteter medialer Produkte,

  • in einer medial gestützten Kommunikationskultur,

  • individuell, sozial, ökonomisch und ökologisch verantwortlich und durchdacht,

ein berufliches Ziel zu erreichen, eine berufliche Herausforderung zu bewältigen oder ein berufliches Problem zu lösen (Howe et al. 2016).


Literatur

Baacke, Dieter: Medienkompetenz – Begrifflichkeit und sozialer Wandel. In Antje von Rein (Hrsg.): Medienkompetenz als Schlüsselbegriff (S. 112–124). Julius Klinkhardt : Bad Heilbrunn 1996

Bos, Wilfried; Eickelmann, Birgit; Gerick, Julia; Goldhammer, Frank; Schaumburg, Heike; Schwippert, Knut; Senkbeil, Martin; Schulz-Zander, Renate; Wendt, Heike (Hrsg.): ICILS 2013. Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in der 8. Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich. Waxmann : Münster 2014

Breiter, Andreas; Welling, Stefan; Stolpmann, Björn Eric: Medienkompetenz in Schulen. Vista : Berlin 2010.

Breiter, Andreas; Aufenanger, Stefan; Averbeck, Ines; Welling, Stefan; Wedjelek, Marc : Medienintegration in Grundschulen. Vista: Berlin 2013.

Howe, Falk; Breiter, Andreas; Brüggemann, Marion; Sander, Michael : IT– und Medienkompetenz als Eingangsvoraussetzung in der beruflichen Ausbildung. Im Erscheinen

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