Bibtex

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  Year    = "2019", 
  Title    = "Elektronische Prüfung", 
  Author    = "", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/uebergreifender-teil/e-learning-methodologie/elektronische-pruefung/", 
  Note    = "[Online; Stand 4. November 2024]",
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Elektronische Prüfung

Matthias Söllner, Karl Kurbel (unter Mitarbeit von Rastsislau Datsenka)


Unter elektronischen Prüfungen (auch: E-Prüfung, engl. E-Testing) werden Prüfungsverfahren verstanden, die von computergestützten Instrumenten zur Leistungsbeurteilung Gebrauch machen und papierlos durchgeführt werden können.

Einführung

Die wachsende Bedeutung von E-Learning und die Integration digitaler Medien in den Lernprozess erfordern auch eine Aktualisierung und Neuausrichtung des Instrumentariums zur Leistungsbewertung. Der Begriff elektronische Prüfung umfasst das Spektrum der auf “… Informations- und Kommunikationstechnologien basierenden Verfahren der lehrzielbezogenen Bestimmung, Beurteilung, Bewertung, Dokumentation und Rückmeldung der jeweiligen Lernvoraussetzungen, des aktuellen Lernstandes oder der erreichten Lernergebnisse/-leistungen vor, während („Assessment für das Lernen“) oder nach Abschluss („Assessment des Lernens“) einer spezifischen Lehr-/Lernperiode” [Bloh 2006, S. 6]. Dabei impliziert das Wort Prüfung nicht, dass Ergebnisse von elektronischen Prüfungen auch zwingend in die Notengebung einfließen müssen. Dies ist natürlich möglich und auch häufig der Fall, jedoch können elektronische Prüfungen auch lediglich als Mittel zur Rückmeldung des individuellen Lernfortschritts an die Studierenden genutzt werden, um sie dabei zu unterstützen ihren eigenen Lernprozess besser steuern zu können. Abbildung 1 deutet an, dass elektronische Prüfungen sich nahtlos als Teil mediengestützter Ausbildung einordnen.

E-Learning-Kette.jpg

Abb. 1: Elektronische Prüfungen als Teil der E-Learning-Kette [Wischnewsky 2005, S. 26]

Klassifikationen

Nach der Prüfungsform lassen sich elektronische Prüfungen wie folgt unterscheiden:

  • Präsenzprüfungen finden normalerweise unter Aufsicht des Lehr- oder Prüfungspersonals statt, z.B. in PC-Räumen bzw. eigens dafür eingerichteten E-Klausur-Räumen an Hochschulen (siehe Abb. 2) oder in spezialisierten Testzentren professioneller Prüfungsanbieter. Diese Prüfungsform kann bspw. dazu eingesetzt werden, um Teile der oder die gesamte Klausur papierlos durchzuführen. Darüber hinaus können auch sehr kleinteilige Präsenzprüfungen (z.B. auf Lernzielebene) in die Präsenzlehre integriert werden, um den Studierenden eine Rückmeldung zum Lernfortschritt zu geben oder um zur Diskussion anzuregen.

  • Distanzprüfungen verlangen keine persönliche Anwesenheit des Prüflings. Sie werden mit Hilfe digitaler Medien beispielsweise im Rahmen der virtuellen Ausbildung praktiziert, wenn Präsenzprüfungen nicht möglich sind oder wenn die Anwesenheit aller zur gleichen Zeit am gleichen Ort nicht notwendig ist.

E-Klausuren-Raum der UKS

Abb. 2: E-Klausuren-Raum der Universität Kassel

Weiterhin lassen sich elektronische Prüfungen nach dem zeitlichen Rahmen in synchrone und asynchrone Prüfungen unterscheiden. Bei den ersteren werden die Prüflinge gleichzeitig geprüft, während bei den letzteren die Bereitstellung der Prüfung und die Bearbeitung der Prüfungsaufgaben zeitlich entkoppelt sind [Khan, Lahm 2008, S. 390]. Prüflinge können in diesem Fall auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten die Prüfung ablegen.

Prüfwerkzeuge und -plattformen

Elektronische Prüfungssysteme reichen von Eigenentwicklungen über Assessment-Module von Lernplattformen (Learning Management System, LMS) bis hin zu Speziallösungen kommerzieller Anbieter:

  • Hochschulspezifische Prüfungssysteme werden individuell entwickelt und decken somit primär den Prüfungsbedarf einer Hochschule ab (z. B. elatePortal).

  • Im E-Learning-Kontext übernimmt oft eine Lernplattform (z.B. Blackboard/WebCT, Moodle, ILIAS) die Verbindung von Prüflingen und Prüfern und die Organisation des Prüfungsprozesses. In LMS integrierte Prüfungswerkzeuge erlauben die Bereitstellung einer Online-Klausur, die Bewertung der Prüfungsleistungen und die Archivierung der Prüfung.

  • Spezialisierte kommerzielle Prüfungssysteme (z. B. Questionmark Perception) bieten eine Auswahl an Werkzeugen zur Erstellung, Verteilung und Auswertung von Prüfungen. Sie sind als Komponenten einer E-Learning-Kette jedoch weniger geeignet, da die Integration mit Lerninhalten sowie Kollaborationsmöglichkeiten nicht oder nur sehr beschränkt gegeben sind.

Eine Erweiterung des digitalen Prüfungsinstrumentariums bieten sogenannte Videoprüfungen. Dabei handelt es sich um computergestützte, synchrone, mündliche Prüfungen, die mit Hilfe von Videokonferenzsoftware (z.B. Skype) online durchgeführt werden. Diese Technologie weist zwar hohe Potenziale auf, wird aber praktisch noch wenig genutzt. Videoprüfungen führen z.B. die FernUniversität Hagen und die VGU durch [Datsenka, Stankov, Kurbel 2012].

Traditionelle vs. elektronische Prüfungen

Elektronische Prüfungen bieten viele Vorteile im Vergleich zu traditionellen schriftlichen Prüfungen. Sie sind weitgehend orts- und teilweise zeitunabhängig, machen die Standardisierung der Prüfungsinhalte einfacher und erlauben eine schnelle Auswertung der Prüfungsleistungen. Aufgrund der stärkeren Formalisierung bieten sie tendenziell einen höheren Grad an Objektivität und Transparenz als traditionelle papierbezogene Prüfungen.

Elektronische Prüfungen erweitern das Spektrum der Prüfungstechniken. Neben konventionellen Aufgabentypen wie Text-, Multiple-Choice-, Auswahl- und Zuordnungsfragen sind auch multimodale Prüfungsinhalte (d.h. Verknüpfung von Text, Bild und/oder Ton sowie computergestützte Simulationen) realisierbar.

Als potenzielle Nachteile elektronischer Prüfungen gelten Sicherheitsbedenken, ungeklärte Rechtsfragen, höhere Infrastrukturkosten und ein technisch bedingtes erhöhtes Betrugsrisiko [Wannemacher 2006, S. 163 f.]. Dennoch zeigen die zahlreichen Praxisbeispiele, dass elektronische Prüfungen in realen und virtuellen Universitäten alltäglich durchgeführt werden.


Literatur

Al-Aali, Mansoor: Implementation of an Improved Adaptive Testing Theory. In: Journal of Educational Technology & Society 10 (2007), Nr. 4, S. 80-94.”,

Bloh, Egon: E-/Online-Assessment – Einführung & Überblick. LMS-Designerkonferenz des Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz, Kaiserslautern 2008 (Online-Version: http://www.vcrp.de/index.php?id=424, Abruf 7.09.2013).

Datsenka, Rastsislau; Stankov, Ivo; Kurbel, Karl: Design and Implementation of Remotely Supervised Video-based Distance Examinations. In: Proceedings of the 12th IEEE International Conference on Advanced Learning Technologies (ICALT 2012), S. 208-212.

Khare, Anshuman; Lam, Helen: Assessing Student Achievement and Progress with Online Examinations: Some Pedagogical and Technical Issues. In: International Journal on E-Learning 7 (2008), Nr. 3, S. 383-402.

Wannemacher, Klaus: Computerbasierte Prüfungen. Zwischen Self-Assessment und Abschlussklausuren. In: Schiedt, Eva (Hrsg.): E-Learning – alltagstaugliche Innovation? Münster: Waxmann2006, S. 163-172.

Wischnewsky, Manfred: Computergestützte Prüfungen – Praxisbeispiele und Konzepte. Eine Fachtagung an der Universität Bremen 11.05.2005. (Online-Version: http://mlecture.uni-bremen.de/extern/zmml/eklausur-bremen-11-2005/content/wischnewsky/index.html, Abruf 8.9.2013)

 

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