Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "Information Systems", 
  Author    = "", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/uebergreifender-teil/disziplinen-der-wi/information-systems/", 
  Note    = "[Online; Stand 25. April 2024]",
}

Information Systems

Rolf Wigand


Der Beitrag bietet eine Beschreibung der Disziplin Information Systems (IS) und bespricht allgemein den Entwicklungsgang, Forschungs- und methodische Ansätze sowie auch kurz wesentliche Unterschiede zur WI.

Was ist Information Systems?

Zwischen der Wirtschaftsinformatik (WI) und dem angelsächsischen Information Systems (IS) bestehen deutliche Unterschiede hinsichtlich der Forschungsziele und der eingesetzten Forschungsmethoden [Frank et al.  2008]. In der Wirtschaftsinformatik wird eher ein konstruktiver Ansatz verfolgt, der auf den methodengestützten Entwurf neuer Organisationsformen von Geschäftsprozessen und die diese ermöglichenden Informations- und Kommunikationssysteme gerichtet ist. Demgegenüber ist IS am Ideal behavioristischer Sozialforschung orientiert, d.h. man untersucht empirisch tatsächliche Formen betrieblicher Entwicklung, Einführung und Nutzung von Informations- und Kommunikations- (IuK) Technologien. Dieser IS-Ansatz ist weitgehend von der US-amerikanischen internationalen Szene geprägt [z.B. Keen 1980; Hamilton, Ives 1982; Benbasat, Zmud 2003].

Weiterhin betont die IS-Forschung die Entwicklung von Hypothesen und Theorien bezüglich der tatsächlichen Nutzung von Informationssystemen entsprechend den Paradigmen der Verhaltensforschung. Diese Beurteilung wurde durch verschiedene Untersuchungen bestätigt, die eine Analyse von Veröffentlichungen durchführten [z. B. Orlikoswki, Baroudi 1991]. Das nordamerikanische Feld

Management Information Systems (MIS) beruht auf einer Reihe von Nachbardisziplinen wie Verhaltensforschung, Entscheidungstheorie, Informationswissenschaft, Organisations- und Managementlehre sowie auch Psychologie [z. B. Barki et al. 1993]. Daher ist das IS-Feld aus Wissenschaftlern vielfältiger Fächer zusammengesetzt.

Es ist wichtig, den institutionellen IS-Zusammenhang zu verstehen, da beispielsweise Faktoren wie Anreize und Beschränkungen eine Rolle spielen.

IS-World Net gibt einen Überblick über die Grösse des Feldes. Dort werden 3780 IS-Dozenten (Universitätsprofessoren bis Assistenzprofessoren) ausgewiesen. 1967/68 wurde das erste MIS Research Center (MISRC) an der University of Minnesota gegründet. Das erste IS-Modellcurriculum wurde 1972/73 von der Association for Computing Machinery (ACM) entworfen. Gordon B. Davis, MISRC-Mitbegründer, veröffentlichte 1974 das erste und einflussreiche MIS-Textbuch. Im selben Jahr wurde das Center for Information Systems Research am Massachusetts Institute of Technology (MIT) gegründet. Die erste Ausgabe von

MIS Quarterly, gemeinsam verlegt vom MISCR und der 1968 gegründeten Society for Information Management (SIM), erschien 1977. Die erste International Conference on Information Systems (ICIS) fand 1980 statt, wohingegen die Association for Information Systems (AIS) erst 1994 gegründet wurde.

In den ersten Jahren fragte man sich, inwieweit die Existenz von IS in Bezug auf Themen, Theorie oder Methodologie als eine akademische Disziplin legitimierbar ist. Seitdem ist diese Diskussion mehrfach aufgegriffen worden – die  Verbindung zur Praxis, entsprechende Forschungsmethoden, ein gemeinsames  Wissensgebiet, gemeinsame Forschungsziele sowie auch ein starker theoretischer Kern. Der Erfolg der Zeitschriften MIS Quarterly und Information Systems Research (ISR) sowie auch die hohe Anzahl an Einreichungen bei ICIS-Konferenzen zeigen, dass IS-Forscher eine weltweite Reputation und führende Rolle auf internationaler Ebene erreicht haben. Die von der DFG unterstützte Vergleichsstudie zwischen IS und WI von Frank, Schauer und Wigand weist auf mehrere Unterschiede zwischen diesen zwei wissenschaftlichen Gemeinschaften hin, fordert aber auch den intensivierten und erweiterten Austausch untereinander [Frank et al. 2008].


Literatur

Barki, H.; Riard; S; Talbot, J.: A Keyword Classification Scheme for IS Research Literature: An Update. In: MIS Quarterly 17 (1993), Nr. 2, S. 209-226.

Benbasat, I; Zmud, R. W.: The Identity Crisis within the IS Discipline: Defining and Communicating the Discipline Core Properties. In: MIS Quarterly27 (2003), Nr. 2, S. 183-194.

Frank, Ulrich; Schauer, Carola; Wigand, Rolf T.: Different Paths of Development of Two Information Systems Communities: A Comparative Study Based on Peer Interviews. In: Communications of the Association of Information Systems 22 (2008), Nr.21, S. 389-412.

Hamilton, S.; Ives, B.: MIS Research Strategies. In: Information & Management(1982), Nr. 5, S. 339-347.

Keen, P. G. W.: MIS Research: Reference Disciplines and a Cumulative Tradition. In: Proceedings of the First International Conference of Information Systems, 1980, S. 9-18.

Orlikowski, W. J.; Baroudi, J. J.: Studying Information Technology in Organizations: Research Approaches and Assumptions. In: Information Systems Research2 (1991), Nr. 1, S. 1-28

 

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