Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "Brutto-Netto-Bedarfsrechnung", 
  Author    = "", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/inner-und-ueberbetriebliche-informationssysteme/sektorspezifische-anwendungssysteme/produktionsplanungs-und-steuerungssystem/materialwirtschaft/sekundaerbedarfsermittlung/brutto-netto-bedarfsrechnung/", 
  Note    = "[Online; Stand 23. April 2024]",
}

Brutto-Netto-Bedarfsrechnung

Wilhelm Dangelmaier


Die Brutto-Netto-Bedarfsrechnung teilt die Sekundärbedarfe quantitativ und terminlich so ein, dass der Primärbedarf sowohl aus Sicht der Beschaffung als auch der eigenen Produktion ohne zeitliche und mengenmäßige Abstriche erstellt werden kann.

Ausgangspunkt der programmorientierten Sekundärbedarfsermittlung sind der quantitativ/zeitlich festgelegte Primärbedarf und die im Gozintographen zusammengefassten Erzeugnisstrukturen. Aufgabe der Brutto-Netto-Bedarfsrechnung (Material Requirements Planung (MRP), Stücklistenauflösung [Koether 2004, Delfmann 1996]) als Kernbestandteil der Sekundärbedarfsrechnung (siehe Sekundärbedarfsermittlung) ist die produktionsstufenübergreifende Einteilung der Sekundärbedarfe quantitativ und zeitlich so, dass der Primärbedarf ohne zeitliche oder mengenmäßige Abstriche erstellt werden kann. Aus zeitlicher Sicht sind hier Vorlaufverschiebung und Losgrößenbildung, aus quantitativer Sicht die Berücksichtigung von Abfall-/Ausschussfaktoren und des verfügbaren Lager-  bzw. Werkstattbestands als Teilaufgaben zu nennen. Als Bruttobedarfsrechnung wird die Umsetzung des Produktionsprogramms in den Sekundärbedarf an Rohstoffen, Teilen und Baugruppen ohne Berücksichtigung des verfügbaren Bestands bezeichnet. Als Nettobedarfsrechnung wird hingegen die Umsetzung mit Berücksichtigung des verfügbaren Bestands bezeichnet [Witte 1996]. Der so berechnete Nettobedarf wird mit einer zeitlichen Verschiebung (Vorlaufverschiebung [Glaser 1993], Losgröße) an die in der Erzeugnisstruktur vorgelagerten Produktionsstufen oder an externe Lieferanten weitergegeben.

Zur Losgrößenbildung können beliebige Modifikationen der in Abbildung 1 gezeigten elementaren Vorgehensweisen zur (Beschaffungs-)Mengen- und Terminermittlung eingesetzt werden:

Elementare Vorgehensweisen

Abb. 1: Elementare Vorgehensweisen zur Mengen- und Terminermittlung

Eine Nettobedarfsrechnung mit Bestellpunkt (small bucket-Eigenschaften am Zugang) löst über den Vergleich des verfügbaren Bestands mit dem Meldebestand eine Faktormenge aus. Dabei wird entweder eine feste Losgröße verwendet (s, Q) oder auf den Maximalbestand aufgefüllt (s, S). Der Zugang der Losgröße wird für den Zeitabschnitt, in dem der Meldebestand erreicht wird, ausgelöst. Damit wird – anders als bei einer verbrauchsorientierten Vorgehensweise – der Bestand „Null“ planerisch nicht unterschritten. Wird nach Bestellrhythmus vorgegangen, ist die führende Größe bei dieser Art der Nettobedarfsermittlung der Termin. Diesem ist eine Menge von Faktoren zuzuordnen. Ein derartiges Verfahren ist bspw. eine Bestellzyklusrechnung, bei der eine variable Losgröße zu berechnen ist. Für diesen Fall einer bedarfsorientierten Variante der Bestellrhythmus-Politik muss zunächst der Bedarf in einem Bestellzyklus ermittelt und dann zurück zum Bestellzeitpunkt übertragen werden. Zum ersten Bestelltermin sind zusätzlich ggf. auftretende Unterdeckungen auszugleichen. Mit dieser Vorgehensweise kann bei einem Auslauf der Bestand des Verbrauchsfaktors exakt auf „Null“ geregelt werden. Diese Grundformen können beliebig ergänzt bzw. erweitert werden, wie das Beispiel in Abbildung 2 mit einer grundsätzlichen Abfolge der Teilaufgaben zeigt. Ausgehend vom Primär- und dem über alle Verwendungskanten kumulierten (resultierenden) Bruttobedarf werden Zuschläge für Schwund, Ausschuss, Nacharbeit, Rüsten usw. spezifisch definiert. Es wird nach einer vorgegebenen Losgröße (350 Stück) gruppiert. Im Beispiel wird vom vorliegenden Bestand und vom Primärbedarf ausgegangen, um als Resultierende den Nettobedarf1 zu ermitteln, und ein möglicher Zugang durch offene Aufträge zuerst nicht berücksichtigt. Nach dem Beaufschlagen des Nettobedarfs um 10% werden die offenen Zugänge mit in die Berechnung einbezogen und mit dem den Ausschuss einschließenden Nettobedarf verrechnet. Es ergibt sich der Nettobedarf2. Dieser wird entsprechend der vorgegebenen festen Losgröße gruppiert. Die Produktion verlangt zusätzlich zur Vorlaufverschiebung von 2 Perioden einen Einrichte- und einen Fertigungszuschlag. Eine derartige Vorgehensweise kann flexibel auf geänderte Bruttobedarfe reagieren. Eine Erhöhung des Bruttobedarfs führt zu einem früheren Zugang der nächsten Menge Q des Folgeloses. Allerdings führt diese Vorgehensweise möglicherweise zu Konflikten in den Belegungen der Gebrauchsfaktoren. Also muss vor allem das Zugangsrisiko über Bestände abgedeckt werden.

Nettobedarfsermittlung

Abb. 2: Nettobedarfsermittlung mit fester Losgröße und Zuschlägen


Literatur

Delfmann, Werner: MRP (Material Requirements Planning). In: Kern, Werner; Schröder, Hans-Horst; Weber, Jürgen (Hrsg.): Handwörterbuch der Produktionswirtschaft. 2. Aufl., Stuttgart : Schäffer-Poeschel, 1996, S. 1248 – 1262.

Glaser, Horst: Beschaffungsplanung und –kontrolle. In: Wittmann, Waldemar; Kern, Werner; Köhler, Richard; Küpper, Hans-Ulrich; Wysocki, Klaus von (Hrsg.): Handwörterbuch derr Betriebswirtschaft. 5. Aufl., Stuttgart : Schäffer-Poeschel, 1993, S. 347 – 362.

Glaser, Horst; Petersen, Lars: PPS (Produktionsplanungs- und –steuerungs)-Systeme. In: Kern, Werner; Schröder, Hans-Horst; Weber, Jürgen (Hrsg.): Handwörterbuch der Produktionswirtschaft. 2. Aufl., Stuttgart : Schäffer-Poeschel, 1996, S. 1405 – 1418.

Koether, Reinhard: Logistikaufgaben. In: Koether, Reinhard (Hrsg.): Taschenbuch der Logistik. München : Hanser, 2004, S. 37.

Witte, Thomas: Materialbedarfsplanung. In: Kern, Werner; Schröder, Hans-Horst; Weber, Jürgen (Hrsg.): Handwörterbuch der Produktionswirtschaft. 2. Aufl., Stuttgart : Schäffer-Poeschel, 1996, S. 1168 – 1183.

 

Hier weiterverbreiten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert