Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "ERP-System, Anbieter", 
  Author    = "", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/inner-und-ueberbetriebliche-informationssysteme/sektorspezifische-anwendungssysteme/enterprise-resource-planning/enterprise-resource-planning-system/erp-system-anbieter/", 
  Note    = "[Online; Stand 3. October 2024]",
}

ERP-System, Anbieter

Norbert Gronau


ERP-Systeme weisen einen sehr breiten Funktionsumfang auf. Daher existieren allein auf dem deutschen Markt außerordentlich viele Anbieter für ERP-Systeme, was den Markt für diese Systeme sehr unübersichtlich erscheinen lässt. Dabei handelt es sich um ca. 300 aktive Anbieter (mit Neukundenakquisten) und ca. 600 aktiven Systemen (in Produktivbetrieb). Marktführer in einem Segment sind in anderen Bereichen des ERP-Marktes häufig fast gar nicht vertreten. Die Auswahlentscheidung für ein ERP-System stellt daher bereits eine schwierige Entscheidungssituation dar, die häufig nur mit spezieller Hilfe zu bewältigen ist. Der Markt kann in Konzernlösungen, Systeme für kleine und mittlere Unternehmen (Mittelstandslösungen) sowie in Branchenlösungen differenziert werden.

Als Konzern wird ein Zusammenschluss von mehreren abhängigen Unternehmen unter einheitlicher Leitung eines unabhängigen Unternehmens bezeichnet. Ein Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag regelt die Macht- und Gewinnverteilung. Konzerne haben zwischen 1.000 und 400.000 Mitarbeiter. Wesentliches Ziel des Managements ist die Steuerung des Konzerns durch finanzielle Kennzahlen, welche die Leistungsfähigkeit der einzelnen Unternehmen ausdrücken. Daher sind bei Konzern-ERP-Lösungen sehr umfassende Funktionen in den Bereichen Buchhaltung, Rechnungswesen, Controlling und internationale Konsolidierung erforderlich. Im Bereich der Konzern-ERP-Systeme stehen nur noch drei größere Anbieter im Wettbewerb miteinander. Es handelt sich um die SAP AG aus Deutschland sowie die Anbieter ORACLE (USA) und Infor Global Solutions (USA). Alle Konzerne setzen ERP-Software ein, teilweise auch Kombinationen von ERP-Systemen der zusammengeschlossenen Unternehmen mit zusätzlicher, selbst erstellter Berichtssoftware. Geht es lediglich um die internationale Koordinierung, kommt auch CODA des britischen Anbieters UNIT4 infrage.
Bei kleinen und mittleren Unternehmen bis ca. 100 Mitarbeitern steht die Bewältigung der Kerntätigkeit des Unternehmens im Vordergrund. Dabei kann es sich um Produktions-, Handels- oder Dienstleistungsunternehmen handeln. Diese Unternehmen haben zwar ähnlich komplexe Prozesse wie Großunternehmen, aber wesentlich weniger Personal zu ihrer Beherrschung. So besteht die IT-Abteilung bei diesen Unternehmen oft nur aus einem oder zwei Mitarbeitern, die auch weitere Aufgaben (z. B. Einkauf oder Organisation) übernehmen. Auch das zur Verfügung stehende Budget für Informationstechnologie, speziell Informationssysteme, ist relativ gesehen kleiner als in Konzernen und Konzernunternehmen. Für diese Klasse von Unternehmen existieren keine Zahlen über weltweite Marktanteile von ERP-Systemanbietern. Jedoch ist das 2002 von Microsoft (USA) übernommene Unternehmen Navision (ursprünglich aus Dänemark) mit mehr als 200.000 Installationen weltweit sehr weit verbreitet. Andere häufig in diesem Segment benutzte Systeme stammen von Sage (Großbritannien) oder den Anbietern von Branchensoftware für Produktion oder Handel mit angeschlossener oder integrierter Finanzbuchhaltung [Gronau 2014].
Insgesamt existieren allein im deutschsprachigen Raum über 600 aktive Systemanbieter, die ERP-Systeme für kleine und mittelständische Unternehmen bestimmter Branchen anbieten [Gronau 2010, Gronau und Eggert 2012].
Neben den klassischen lizenzkostenbasierten ERP-Systemen sind seit einiger Zeit sogenannte Open-Source-ERP-Systeme getreten. Diese sind frei herunterladbar (etwa über sourceforge.net) und daher lizenzkostenfrei. Dies verspricht zunächst bei der Budgetplanung ein Kostenvorteil von etwa 15 – 20 % gegenüber herkömmlichen lizenzmodellbasierten Systemen. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass nicht alle angebotene Systeme über branchen- und prozessspezifische Funktionen verfügen und daher nur für allgemeine ERP-Einsatzsituationen geeignet sind [Gronau 2012].


Literatur

Gronau, Norbert und Eggert, Sandy: ERP-Marktüberblick – 115 ERP-Systeme im Vergleich. In: ERP Management, Nr. 1, Berlin : Gito Verlag, 2012.

Gronau, Norbert: Enterprise Resource Planning. Architektur, Funktionenund Management von ERP-Systemen. 3. Auflage, München : Oldenburg, 2014.

Gronau, Norbert: Handbuch der ERP-Auswahl. Berlin : Gito Verlag, 2012

 

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