Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "Vendor Managed Inventory", 
  Author    = "", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/inner-und-ueberbetriebliche-informationssysteme/crm-scm-und-electronic-business/supply-chain-management/kooperationsmodelle-im-scm/vendor-managed-inventory/", 
  Note    = "[Online; Stand 25. April 2024]",
}

Vendor Managed Inventory

Kai Riemer


Vendor Managed Inventory bezeichnet ein Programm, bei dem der Zulieferer, innerhalb vertraglicher Vereinbarungen, voll verantwortlich für das Bestandsmanagement beim Kunden wird.

Funktionsweise

Vendor Managed Inventory (VMI) baut konzeptionell auf den Programmen Quick Response (QR) und Continuous Replenishment (CR) auf, geht jedoch einen Schritt weiter. Innerhalb eines VMI-Programms ist der Zulieferer oder Hersteller, innerhalb vertraglich vereinbarter Grenzen, verantwortlich für alle Entscheidungen bezüglich der Bestände der eigenen Produkte bei den am VMI-Programm teilnehmenden (Groß-)Händlern. Ein Unternehmen besitzt somit die Kontrolle über Vorratsmenge, Nachfüllzeitpunkt und Lieferung seiner Waren bei den Abnehmern. Voraussetzung hierfür ist, dass die Händler dem Zulieferer aktuelle Point-of-Sale- und Bestandsdaten zur Verfügung stellen. Anders als bei QR und CR geht damit die organisatorische, wie auch rechtliche Verantwortung für das Bestandsmanagement vollständig zum Zulieferer über. Bestellungen werden in diesem Sinne keine mehr ausgelöst. Eine bekannte und, trotz anfänglicher Probleme, auch erfolgreiche Umsetzung der VMI-Strategie ist die Partnerschaft zwischen Procter & Gamble (P&G) und Wal-Mart. P&G verwaltet den Bestand all seiner Produkte bei Wal-Mart und überwacht deren Bewegungen durch die Distributionsanlagen des Einzelhändlers [Coyle, Bardi, Langley 1996, S.574].

Auswirkungen

VMI ist die konsequente Weiterentwicklung der CRP-Idee. VMI kehrt die Rollen um und versetzt den Lieferanten in die Lage die eigenen Bestände beim Kunden zu verwalten.

Aus einer VMI-Partnerschaft, die ein hohes Maß an Kooperation weit über reine Informationsteilung hinaus erfordert, ergeben sich eine Reihe von Vorteilen für beide Parteien. Zulieferer sehen sich einer geringeren Nachfragevariabilität gegenüber, da Bestellbündelungen und durch unsichere Vorhersagen entstandene Bestellschwankungen seitens der Händler vermieden werden. Dadurch können bisher zur Bedienung von Nachfragespitzen benötigte Bestands- und Kapazitätspuffer abgebaut werden. Die Lieferfrequenz erhöht sich mit Einführung von VMI oftmals von monatlich zu wöchentlich, wodurch sich für Zulieferer eine bessere Ressourcennutzung für Produktion und Transport ergibt, was sich in einer Senkung der Kosten niederschlägt. Der Verkäufer kann flexibler auf aktuelle Marktgegebenheiten und Nachfragetrends reagieren und einen gleich bleibenden Servicegrad sicherstellen, zugleich wird das Auftreten von stock-outs reduziert und der Service-Level verbessert [Angulo, Nachtmann, Waller 2004, S. 1; Waller, Johnson, Davis 1999, S. 189 f]. Da Konzeptionell eine Bestellstufe in der Supply-Chain wegfällt und der Lieferant auf aktuellen Daten arbeitet, wird dem Bullwhip-Effekt effektiv begegnet, da er sich auf dieser Supply-Chain-Stufe gar nicht mehr entfalten kann.

Organisatorische Ausgestaltung

Typischerweise werden zu Beginn der Einführung die Vorschläge und Aktionen des Lieferanten noch vom Abnehmer bestätigt; das Ziel von VMI ist es jedoch, die Kontrolle über die Wiederauffüllung des Bestandes vollständig dem Verkäufer zu überlassen [Waller, Johnson, Davis 1999, S. 183]. Oftmals werden dabei Abmachungen getroffen, bei denen der Zulieferer so lange Eigentümer der Ware bleibt, bis diese an den Endkunden verkauft wird. Dadurch sinken die Lagerbestandskosten des Abnehmers, und das Interesse des Zulieferers an einem möglichst effektiven Bestandsmanagement wird gesteigert. Für den Hersteller ergeben sich dadurch zwar Nachteile, da er den Warenbestand länger halten muss, jedoch bleibt ihm oftmals aufgrund der bereits erwähnten Marktmacht nichts anderes übrig, als auf diese Konstellation einzugehen. Zudem ist das VMI-Programm auch bei dieser Regelung für den Zulieferer vorteilhaft, da sich durch die bessere Koordination die Gesamtkosten erheblich senken lassen [Simchi-Levi, Kaminski, Simchi-Levi 2003, S. 155 f].


Literatur

Angulo, Andres; Nachtmann, Heather; Waller, Matthew: Supply-Chain Information Sharing in a Vendor Managed Inventory Partnership. 2004, verfügbar online.

Coyle, John J.; Bardi, Edward J.; Langley, C. John: The Management of Business Logistics. 6. Aufl., St. Paul, MN u.a. : South-Western College Pub, 1996.

Simchi-Levi, David; Kaminsky, Philip; Simchi-Levi Edith: Designingr & Managing the Supply-Chain. 2. Aufl., Boston, MA u.a. :r Mcgraw-Hill, 2003.

Waller, Matt; Johnson, M. Eric; Davis, Tom: Vendor Managed Inventory in the Retail Supply-Chain. In: Journal of Business Logistics, 20 (1999), Nr. 1, S. 183-203

 

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