Der Begriff „Learning-by-doing“ (Lernen durch Handeln, Lernen durch Tun) als pädagogischer Fachausdruck bezeichnet ein Lernkonzept: Lernerfolge sind nur möglich, wenn Dinge ausprobiert und anschließend reflektiert werden. Während bei eher kognitiv orientierten Lernmodellen die rein intellektuelle Beschäftigung mit einem Lerngegenstand im Mittelpunkt steht, steht bei Learning by Doing die direkte praktische Erfahrung mit einem Lerngegenstand im Mittelpunkt und steht somit in der Tradition von erfahrungsorientiert ausgerichteten Lernmodellen.
Das Konzept
[Aristoteles]
Das Konzept „Learning-by-doing“ gehört entwicklungsgeschichtlich sicher zu den ältesten Konzepten, was in Sprichwörtern oder Aphorismen zum Ausdruck kommt, wie etwa: Was man lernen muss, um es zu tun, das lernt man, indem man es tut (Aristoteles).
In der modernen Pädagogik wird üblicherweise Robert Baden-Powell, der Gründer der Pfadfinderbewegung, als „Erfinder“ des Konzepts angesehen. In der wissenschaftlichen Diskussion gilt John Dewey (1859 – 1952) als ein wesentlicher Begründer dieses Ansatzes. Die intensive Auseinandersetzung mit Deweys Schriften in der deutschsprachigen wissenschaftlichen Literatur hat dazu geführt, dass „Learning-by-doing“ zum Terminus technicus wurde; manchmal wird scherzhaft in pädagogischen Kreisen der Begriff auch „Learning bei dewey-ing“ bezeichnet.
Dewey verwendet den Begriff bereits in „Schools of Tomorrow” [Dewey 1915], aber auch in Democracy and Education [Dewey 1916]. Lernen muss nach Ansicht von Dewey auf Erfahrung aufgebaut sein. Lernende sollen in einer Lernumwelt experimentieren und dabei selbst die Realität entdecken. Kooperation ist wichtig, nicht nur mit Mitlernenden: auch dem Lehrer kommt dabei eher die Rolle eines Begleiters als eines Bevormundenden zu, der schon alles weiß. Für Dewey ist der Mensch ein aktives Wesen; Erkenntnis muss in Handlungsvollzüge eingebettet sein, am besten in der Form eines Projekts. Darunter versteht Dewey ein umfangreiches Arbeitsvorhaben, bei dem eine reale Lebensaufgabe von praktischer Bedeutung für das Gemeinschaftsleben bewältigt wird, und zwar so, dass am Ende ein sinnhaft greifbares, praktisch brauchbares Ergebnis steht.
Reformpädagogen wie Maria Montessori (1870 – 1952) berufen sich auf ihn; die Projektmethode wurde von William Heard Kilpatrick (1871 – 1965) [Beinecke 1998] verfeinert. Eine kritische Auseinandersetzung mit Deweys Werk findet man bei Bittner [Bittner 2001].
Literatur
Beineke, John A.: And there were giants in the land : the life of William Heard Kilpatrick. New York : P. Lang, 1998.
Bittner, Stefan: Learning by Dewey? John Dewey und die deutsche Pädagogik 1900-2000. Bad Heilbrunn : Klinkhardt, 2001.
Dewey, John: Democracy and Education. New York : The Macmillan Company, 1916.
Dewey, John ; Dewey, Evelyn: Schools Of Tomorrow. New York : E. P. Dutton and Co., 1915.