Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "Individualsoftware, Markt für", 
  Author    = "", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/uebergreifender-teil/kontext-und-grundlagen/markt/softwaremarkt/individualsoftware-markt-fuer/", 
  Note    = "[Online; Stand 21. November 2024]",
}

Individualsoftware, Markt für

Peter Buxmann (unter Mitarbeit von Markus HahnAlexander Schütz)


Individualsoftware wird auf Basis kundenspezifischer Anforderungen maßgeschneidert entwickelt. Dabei kann die Software vom anwendenden Unternehmen entweder selbst erstellt oder von einem Softwarehaus extern bezogen werden.

Definition

Im Unterschied zu Standardsoftware wird unter Individualsoftware ein Programm (Software) verstanden, das maßgeschneidert für einen bestimmten Verwendungszweck entwickelt wird. Ein wesentliches Ziel besteht darin, die technischen und fachlichen Eigenschaften des Kunden im Entwicklungsprozess der Software zu berücksichtigen. Die Trennung zwischen Standard- und Individualsoftware lässt sich jedoch nicht immer klar vollziehen: Vielfach muss Standardsoftware an die Bedürfnisse eines Kunden angepasst oder durch Add-ons erweitert werden (Customizing von Standardsoftware) [Buxmann et al. 2014].

Die Beschaffung der Individualsoftware wird entweder durch Eigenentwicklung – häufig in der IT-Abteilung, zum Teil aber auch in Fachabteilungen – oder aber mittels Fremdleistung von einem Software- und Systemhaus bewerkstelligt [Stahlknecht und Hasenkamp 2005].

Entwicklung und Marktübersicht

Historisch gesehen entwickelten Softwareanbieter zunächst ausschließlich Individual-softwarelösungen, die speziell auf die Hardware eines bestimmten Anbieters zugeschnitten waren und auch mit dieser zusammen verkauft wurden. Losgelöst von der Hardware wurde Software erstmals 1969 von IBM verkauft [Hoch et al. 2000]. Begünstigt durch eine zunehmende Standardisierung der Rechnerarchitekturen und einen wachsenden Markt gibt es mittlerweile für viele Anwendungsbereiche auch Standardsoftware, die Individualsoftware ersetzt (siehe auch Softwaremarkt). Demgegenüber wachsen jedoch zugleich die Einsatzmöglichkeiten für Software in Anwendungsbereichen, welche von Standardsoftware noch nicht abgedeckt werden. Somit besteht zugleich ein Trend zur Individualisierung.

Aus Kundensicht eignet sich Individualsoftware insbesondere für den Einsatz in geschäftskritischen Bereichen, die zugleich eine Differenzierung von Wettbewerbern ermöglichen. In anderen weitgehend standardisierten und weniger geschäftskritischen Bereichen bietet sich hingegen eher der Einsatz einer ausgereiften Standardsoftware an. Da die Entwicklung von Individualsoftware in der Regel mit hohen Kosten verbunden ist, eignet sich ihr Einsatz eher für große Unternehmen, die eine ausreichend hohe kritische Masse besitzen, um entsprechende Investitionen wirtschaftlich zu rechtfertigen. Kleinere und mittelständische Unternehmen werden daher weniger zu Individual- und mehr zu Standardsoftware tendieren [Kurbel 2008].

Anbieter von Individualsoftware sind häufig Software- und Systemhäuser, deren Angebote in der Regel nicht nur die Softwareentwicklung selbst, sondern häufig auch ergänzende softwarenahe Dienstleistungen, wie Software-Wartung oder Customizing, umfassen. Da für die Entwicklung von Individualsoftware häufig ein starker fachlicher Bezug zu den Anforderungen des Kunden notwendig ist, bieten viele Anbieter von Individualsoftware auch IT-Beratungsdienstleistungen an. Zu den größten IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen in Deutschland gehören T-Systems, IBM Global Business Services, Accenture oder etwa Capgemini [Lünendonk 2014].

Der internationale Markt für Individualsoftware ist durch eine Vielzahl kleiner und mittelständischer Unternehmen gekennzeichnet. Darüber hinaus existieren aber auch, insbesondere in Indien, einige sehr große Anbieter. Hierzu gehören etwa Tata Consultancy Services (TCS) oder auch Infosys Technologies. Diese nutzen in der Regel die in Ländern wie Indien oder China sehr niedrigen Lohnkosten, um den arbeitsintensiven Teil der Entwicklung Offshore durchführen zu lassen [Amberg, Wiener 2006]. Weitere ausländische Anbieter von Individualsoftware operieren auch aus Osteuropa und verbinden auf diese Weise ein etwas günstigeres Lohnkostenniveau mit den Vorteilen der stärkeren Nähe zum Kunden in Westeuropa (siehe auch Nearshoring). Die Größe des Marktes für Individualsoftware ist nur schwer abzuschätzen, da die Entwicklung zum einen häufig intern von der eigenen IT-Abteilung geleistet wird, zum anderen die Entwicklungsleistungen in Beratungsprojekten häufig nicht explizit ausgewiesen werden.


Literatur

Amberg, M.; Wiener, M.: IT-Offshoring. Heidelberg: Physika-Verlag 2006.

Buxmann, P; Diefenbach, H.; Hess, T.: Die Softwareindustrie. Ökonomische Prinzipien, Strategien, Perspektiven. 3. Auflage. Berlin u. a.: Springer 2014.

Hoch, D.; Roeding, C.; Purkert, G.; Lindner, S.; Müller, R.: Secrets of Software Success. Boston, MA: Harvard Business Press 2000.

Kurbel, K.: The Making of Information Systems. Software Engineering and Management in a Globalized World. Berlin u.a.: Springer 2008.

Lünendonk GmbH: TOP 25 IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen in Deutschland 2013, Stand 20.05.2014, http://luenendonk-shop.de/out/pictures/0/luenendonk_liste_und_pi_it-beratung_2014_fl.pdf (Abruf 14.08.2014).

Stahlknecht, P.; Hasenkamp, U.: Einführung in die Wirtschaftsinformatik. 11. Auflage. Berlin u.a.: Springer 2005

 

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