Karl Kurbel (unter Mitarbeit von Rastsislau Datsenka)
Infrastruktur-Outsourcing stellt den klassischen Fall von Outsourcing dar. Ein Unternehmen lagert seine informations- und kommunikationstechnische Infrastruktur einschließlich seiner Informationssysteme an ein anderes Unternehmen aus. Dieses betreibt verantwortlich die IT-Infrastruktur des Auftraggebers, entweder an dessen Standort oder an einem entfernten Ort.
Definition und Entstehung
Infrastruktur-Outsourcing bedeutet, dass die IT-Infrastruktur eines Anwenderunternehmens an einen externen Dienstleister ausgelagert wird. Sie umfasst die wesentlichen Hardware- und Softwarekomponenten, die der Anwender benötigt, z.B. Server, Netzwerke, Arbeitsplatzrechner, Betriebssysteme sowie seine Kerninformationssysteme (ERP-, CRM-, SCM-, Office-Systeme u.a.). Beim Infrastruktur-Outsourcing ist der Dienstleister für die Bereitstellung der Infrastruktur und den Betrieb derselben verantwortlich.
Infrastruktur-Outsourcing ist die ursprünglichste Form des Outsourcing. Die erste große Outsourcing-Vereinbarung, die die Firma Eastman Kodak im Jahr 1989 mit IBM, Digital Equipment und Businessland abschloss, war ein Beispiel für Infrastruktur-Outsourcing.
Auslagerungsziele
Das Outsourcing der IT-Infrastruktur ist bei vielen Unternehmen darin begründet, dass sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren, auf denen ihr Geschäft beruht. Obwohl die strategischen Wettbewerbsvorteile häufig auf individuell zugeschnittenen Informationssystemen beruhen, haben viele Unternehmen angesichts der schnellen technologischen Entwicklung nicht das gleiche Kompetenzniveau im Bereich der Informationstechnologie. Deshalb macht es für sie Sinn, andere Einrichtungen, die auf dem Gebiet des Betriebs und der Aktualisierung einer IT-Infrastruktur höhere Kompetenz besitzen, als Dienstleister zu beauftragen.
Mit der Auslagerung sind häufig, jedoch nicht immer, Kosteneinsparungen verbunden. Vorteile der Auslagerung sind darin zu sehen, dass der Auftraggeber höhere Flexibilität bei der Nutzung benötigter Ressourcen erhält und von einer gewissen Standardisierung der Technologien, die der Dienstleister einsetzt, profitiert [Hodel et al., 2006, S. 24].
Perspektiven
Neben dem “traditionellen” Outsourcing verbreiten sich neue Formen auf dem Markt. Beispiele sind Remote Infrastructure Management (RIM) [Narula, 2008, S. 124], bei dem die technische Infrastruktur von einem beliebig weit entfernten Ort aus (z.B. “offshore“) betrieben wird, sowie Infrastructure-as-a-Service [Rittinghouse, Ransome, 2009, S. 155 f.], wo dieser Gedanke noch weiter geführt und die Infrastruktur als Form des Cloud Computing bereitgestellt wird.
Literatur
Hodel, Marcus; Berger Alexander; Risi, Peter: Outsourcing realisieren. Wiesbaden: Vieweg+Teubner 2006.
Narula, Uma: Global Empowerment: Emerging Practices. New Delhi: Atlantic Publishers & Distributors 2008.
Rittinghouse, John; Ransome, James: Cloud Computing: Implementation, Management, and Security. Boca Raton: CRC Press 2009