Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "Multimedia-Technologien", 
  Author    = "", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/uebergreifender-teil/multimedia-technologien/", 
  Note    = "[Online; Stand 21. November 2024]",
}

Multimedia-Technologien

Ralf Steinmetz


Der Begriff Multimedia Technologie umfasst all jene technischen Systeme, die eine gleichzeitige Verarbeitung, Speicherung, Übertragung und Darstellung von Daten mehrerer Medien ermöglichen.

Diskrete und kontinuierliche Medien

Im Kontext der Informationstechnik versteht man unter einem Medium die Repräsentation von Informationen, die von mindestens einem der fünf menschlichen Sinne wahrgenommen werden kann. Die für den Begriff Multimedia relevante Unterscheidungsmöglichkeit besteht in der Einteilung von Medien basierend auf ihrer zeitlichen Dimension. Medien wie Texte und unbewegte Grafiken sind zeitunabhängig. Bei diesen diskreten Medien liegt der Informationsgehalt der Daten nicht primär in deren zeitlicher Veränderung. Im Gegensatz hierzu verändern sich die Werte kontinuierlicher Medien über die Zeit: Der übermittelte Informationsgehalt ist daher nicht nur abhängig vom Wert selbst, sondern auch vom Zeitpunkt seines Auftretens als Teil eines Datenstroms (bspw. Bewegtbild, Audio, Daten haptischer Informationen).

Multimediasysteme

Von einem Multimediasystem im weiteren Sinne spricht man, wenn im entsprechenden System mehr als nur ein einzelnes Medium zum Einsatz kommt [Furht 2008, S. 533] (bspw. Texte zusammen mit Grafiken). Stellt man die Anforderung, dass Daten von sowohl diskreten als auch kontinuierlichen Medien betrachtet werden, dann führt dieses Verständnis zu der folgenden, präziseren Definition [Steinmetz 2000, S. 13]:

Ein Multimediasystem ist durch die rechnergesteuerte, integrierte Erzeugung, Manipulation, Darstellung, Speicherung und Kommunikation von unabhängigen Informationen gekennzeichnet, die in mindestens einem kontinuierlichen (zeitabhängigen) und einem diskreten (zeitunabhängigen) Medium kodiert sind.

Ein wichtiger Aspekt ist hierbei die Unabhängigkeit der verarbeiteten Daten. So rechtfertigt etwa die Fähigkeit eines Systems zur Wiedergabe von Filmen, bei denen Audio- und Bewegtbilddaten starr gekoppelt sind, noch nicht die Bezeichnung als Multimediasystem. Bei Multimediasystemen werden die Daten unterschiedlicher Medien stattdessen dynamisch integriert, indem ein Rechner eine zeitliche, räumliche und/oder inhaltliche Synchronisationsbeziehung herstellt. Multimediasysteme mit hohem Integrationsgrad zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen maximal flexiblen Umgang mit Daten aller unterstützter Medien erlauben. Ein Beispiel hierfür ist eine Messaging-Anwendung, die es Nutzern gestattet, Nachrichten als Texte, als Filme, oder als Audiobotschaften einzeln und gemeinsam zu verarbeiten.

Vernetzte Multimediasysteme

Forscher und Entwickler von Multimediasystemen sind mit technischen Herausforderungen aus einer Vielzahl von Gebieten konfrontiert [Timmerer 2016, S.3]. So basieren die meisten Multimediasysteme heute auf der allgegenwärtigen Vernetzung, um Nutzern das synchrone oder asynchrone Erzeugen, Modifizieren und Konsumieren von Medien gemeinsam mit anderen Personen zu ermöglichen. In solchen vernetzten Multimediasystemen findet ein Informationsaustausch statt, indem die Daten zunächst in einzelne Pakete unterteilt werden, welche dann ausgehend von der Datenquelle zum designierten Empfänger, der sog. Datensenke, übertragen werden. Für vernetzte Multimediasysteme ist somit die Dienstgüte (engl. Quality of Service, QoS) des zugrundeliegenden Kommunikationssystems von Relevanz.

Bei der gemeinsamen Wiedergabe der Daten unterschiedlicher Medien kommt der Einhaltung von zeitlichen Synchronisationsbeziehungen zwischen diesen Daten eine besondere Bedeutung zu. So können Audiodaten mit bis zu 80ms Differenz nach und vor den Videodaten ausgegeben werden, ohne dass dies vom Nutzer als störend wahrgenommen würde. Man spricht in diesem Fall von vorhandener Lippensynchronisation. Analog sollte zur Erhaltung der Zeigersynchronisation zwischen dem Markieren eines Bildelements, etwa mit dem Mauszeiger, und dem Kommentieren dieses Bildelements durch einen Sprecher ein maximaler Versatz von 500ms keinesfalls überschritten werden, da dies vom Nutzer des Multimediasystems andernfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit als Synchronisationsfehler wahrgenommen werden würde.


Literatur

Furht, Borko (Ed.): Encyclopedia of Multimedia. 2nd ed., Springer, 2008.

Steinmetz, Ralf: Multimedia-Technologie: Grundlagen, Komponenten und Systeme. 3., überarb. Aufl., Springer, 2000.

Timmerer, Christian (Ed.): Proceedings of the 7th International Conference on Multimedia Systems (MMSys‘16), ACM, 2016

 

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