Inhalt des Beitrags sind Definition und Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre sowie eine Beschreibung von Allgemeiner Betriebswirtschaftslehre, Speziellen Betriebswirtschaftslehren, Ausbildung und Forschung.
Definition
Betriebswirtschaftslehre ist die Lehre von den wirtschaftlichen, organisatorischen, technischen sowie finanziellen Abläufen in Unternehmen und den unterschiedlichen wirtschaftlichen Institutionen. Neben der Volkswirtschaftslehre ist die Betriebswirtschaftslehre (BWL) als zweites Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften den Sozialwissenschaften zugeordnet.
Gegenstand
Gegenstand der theoretischen Betriebswirtschaftslehre ist die Beschreibung und Erklärung von Betrieben sowie die Analyse von Entscheidungsprozessen unter Berücksichtigung des betrieblichen Umfelds. Die angewandte BWL soll konkrete Handlungsanweisungen für die Entscheidungsträger entwickeln. Die zu treffenden Entscheidungen beziehen sich auf die Auswahl und Beschaffung der Produktionsfaktoren (Güter, Personal und Information), ihre Kombination bei der Leistungserstellung und den Absatz der hergestellten Waren und Leistungen am Markt. Die Gestaltung dieses Prozesses steht in engem Zusammenhang zur Kapitalbeschaffung auf den Geld- und Kapitalmärkten sowie den staatlichen Rahmenbedingungen, vor allem dem Rechtssystem, dem politischen System und dem Sozialsystem.
Ein erster bedeutender Vertreter der BWL in Deutschland war Eugen Schmalenbach (1873-1955), der betriebswirtschaftliche Theorieansätze im Bereich des Rechnungswesens entwickelte. Seitdem wurde die theoretische BWL im 20. Jh. vor allem durch folgende Schwerpunkte geprägt, wobei der Ansatz Gutenbergs die BWL bis in die 70er Jahre dominierte:
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Faktororientierte BWL (Erich Gutenberg, 1897-1984)
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Entscheidungsorientierte BWL (Edmund Heinen, 1919-1996)
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Systemorientierte BWL (Hans Ulrich, 1919-1997)
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Managementorientierte BWL (Horst Albach, geb. 1931)
Teilgebiete der Betriebswirtschaftslehre
Hauptgebiete der Betriebswirtschaftslehre sind die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre (ABWL) und die Speziellen Betriebswirtschaftslehren (SBWL), die auch als besondere Betriebswirtschaftslehren bezeichnet werden. Bei letzteren unterscheidet man zahlreiche funktionale, branchenspezifische und interdisziplinäre Teilgebiete.
Allgemeine BWL
ABWL befasst sich in funktions- und branchenübergreifender Form mit den organisatorischen, technischen und finanziellen Entscheidungen. Ihre Bedeutung liegt in den Erkenntnissen für fachübergreifende Denk- und Entscheidungsprozesse. Sie ist zentraler Bestandteil einer betriebswirtschaftlichen Grundausbildung.
Spezielle BWL
SBWL lassen sich funktionalen, branchenspezifischen und interdisziplinären Bereichen zuordnen. Diese Bereiche gliedern die BWL als Wissenschaft und damit auch die zentralen Forschungsgebiete. Neben den funktionalen SBWL gewinnen in jüngster Zeit auch die interdisziplinären SBWL an Bedeutung.
Funktionale SBWL, insbesondere
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Beschaffung, Materialwirtschaft, Logistik
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Produktionswirtschaft, Qualitätsmanagement
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Marketing, Unternehmenskommunikation
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Finanzwirtschaft, Kostenrechnung, Controlling
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Rechnungswesen, Wirtschaftsprüfung, Steuerlehre
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Management, Organisation, Personal
Branchenspezifische SBWL, insbesondere
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Bankbetriebslehre
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BWL des Tourismus
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Handelsbetriebslehre
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Immobilienwirtschaft
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Industriebetriebslehre
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Medienmanagement
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Versicherungsbetriebslehre
Interdisziplinäre SBWL, insbesondere
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Wirtschaftsethik
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Wirtschaftsgeschichte
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Wirtschaftsingenieurwesen
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Wirtschaftspsychologie
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Wirtschaftssoziologie
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Wirtschaftsrecht
Geschichte
Die Wurzeln der BWL finden sich bereits im Altertum (Haushaltslehre, Xenophon), im Mittelalter (Buchhaltungslehre, Paciolis), im 18. Jh. (Handelslehre, Savary) und im 19. Jh. (Landwirtschaftslehre, Thaler). Erste Business Schools wurden in Frankreich (Ecole Supérieure de Commerce, 1819) und in den USA (Wharton School of the University of Pennsylvania, 1881) gegründet. Für den deutschsprachigen Raum wird häufig das Jahr 1898 als Geburtsstunde der wissenschaftlichen BWL genannt, in dem in Aachen, Leipzig, St. Gallen und Wien erste Lehrstühle eingerichtet wurden.
Ausbildung
Das Studium der BWL erfolgt traditionell an Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien, die mit entsprechender Zusatzbezeichnung (FH, BA) bis 2010 den akademischen Grad Diplom-Kaufmann oder Diplom-Betriebswirt verliehen. Im Zuge des sogenannten Bologna-Prozesses wurden die Diplomstudiengänge auf Bachelor– und Masterstudiengänge umgestellt, um so Abschlüsse und Standards im europäischen Hochschulsystem vergleichbar zu machen. Parallel zu dieser Entwicklung gewinnen die privaten Business Schools in der Ausbildung zunehmend an Bedeutung.
Forschung
Wesentliche Bedeutung für die Forschung auf dem Gebiet der BWL haben Verbände und Vereine, fachübergreifend in Deutschland vor allem die Schmalenbach Gesellschaft für Betriebswirtschaft und der Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft. Daneben gibt es fachlich spezialisierte Verbände, die regelmäßig Konferenzen organisieren und Fachzeitschriften herausgeben. Bedeutende fachübergreifende Zeitschriften sind Die Betriebswirtschaft (DBW), die Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB) und Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (zfbf). Bei der Beurteilung wissenschaftlicher Leistungen spielen Zeitschriftenrankings seit einigen Jahren eine zentrale Rolle, in Deutschland insbesondere das VHB-JOURQUAL des Verbands der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V.
Literatur
Schierenbeck, Henner ; Wöhle, Claudia: Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre. 18. Auflage. München : Oldenbourg, 2012.
Wöhe, Günter ; Döring, Ulrich : Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. 24. Auflage.München : Vahlen, 2010