Moderne Kassensysteme haben eine grundlegende Bedeutung für den Handel.
Bestandteile des Kassensystems
Das Kassensystem ist im Regelfall ein IT-System bestehend aus Programmlogik, Bargeldlade, Erfassungseinheit (Tastatur, Scanner, RFID-Lesegerät o. ä.) und Bondrucker, das für die Abwicklung des Verkaufs am Point-of-Purchase (POP) genutzt wird. Moderne Filial-Kassensysteme bestehen aus einem Computer mit entsprechenden Peripheriegeräten sowie spezieller Software, die an das Filialwarenwirtschaftssystem bzw. Warenwirtschaftssystem und damit die Buchhaltung und Lagerhaltung angebunden ist. Dadurch lassen sich Abverkäufe schnell konsolidieren und Nachbestellungen anstoßen.
Historie
Kassensysteme wurden Ende des 19. Jahrhunderts erfunden. Sie bestanden ursprünglich aus rein mechanischen Registrierkassen mit Bargeldfach, die der Berechnung von Verkaufssummen und dem Nachweis des Abverkaufes dienten. Damit vereinfachten sie einerseits die Abrechnung der Kundeneinkäufe, verhinderten andererseits aber auch den Betrug durch Mitarbeiter. Die ersten Kassensysteme waren große, schwere Maschinen, die Informationseingabe erfolgt über das Drücken eines seitlichen Hebels. In den 1960-er Jahren wurden die ersten elektronischen Kassen eingeführt. Mittels Leuchtbalken wurden die Preisangaben angezeigt. In den 1970er- und 1980er-Jahren folgten elektronische Kassen mit Monitor-Display und eigenem Betriebssystem. Elektronische Kassensysteme waren die zentrale Grundlage, um Manager mit aktuellen Reports zu versorgen und die Effizienz bei der Kassierabwicklung zu steigern. Sie legten den Grundstein zu heutigen effizienten Kassiervorgängen nebst Cash-Handling und Kreditkartenabrechnung, verbessertem Inventory Management und verringertem Betrug an der Kasse.
Mit dem Aufkommen der Scanner an den Handelskassen in den 1970er-Jahren wurde ein neuer Meilenstein der POS-Technologie eingeführt und mit ihm der EAN-Strichcode. Am 1. Juli 1977 wurde der erste Artikel, eine Gewürzmischung der Firma Geb. Wichartz, elektronisch kassiert [Becker, Winkelmann 2014, S. 111]. Mit der Zunahme der Scannerkassensysteme im Handel wurden die über Scanner ermittelten Abverkaufsdaten bereits Anfang der 1980er-Jahre für die professionelle interne, aber auch die Firmen übergreifende Marktforschung interessant. Der Datenpool MADAKOM entstand als CCG-Panel, später kamen Panel von A.C. Nielsen und der GfK hinzu. Der Vorteil der elektronischen Datenerfassung lag vor allem in der Geschwindigkeit und Genauigkeit der Erfassung, ohne dass der Kassierer alle Warenkurzcodes im Kopf haben und diese per Tastatur eingeben musste.
Moderne Kassensysteme
Moderne Kassensysteme verzichten teilweise bereits vollständig auf eine wie auch immer geartetete Tastatur. Das Kassierpersonal wird in seiner Arbeit unterstützt, indem im jeweiligen Prozess nur die unbedingt benötigten Tasten auf dem Touch-Screen-Display angezeigt werden. Viele Aufgaben sind bereits im Kassensystem durch die Integration zur Warenwirtschaft am POP durchführbar. So können Kassierende beispielsweise an Ort und Stelle Preise überprüfen, Bestände und Lieferungsmöglichkeiten abfragen oder die „schwarzen Listen“ für Schecks und andere bargeldlose Zahlungsmittel aufrufen.
Moderne Kassen erlauben es dem Kunden, bereits während des Scannens seinen Kleingeldvorrat in die Münzeinheit einzuwerfen, die den Betrag umgehend zählt und auf dem Display anzeigt. Das Wechselgeld wird in der besten Stückelung zurückgegeben. Im Tagesablauf wird der über dem erforderlichen Wechselgeldvorrat liegende Bargeldbestand automatisch in eine sichere Transportkassette umgefüllt, wobei das Gerät die Echtheit der Scheine prüft und die Geldbestände zentral registriert.
Bedeutung effizienter Abwicklungsprozesse
Die grundlegende Bedeutung eines effizienten Kassiervorgangs mit modernen Kassensystemen zeigt das Beispiel Wal-Mart. In den rund 3.000 Filialen weltweit werden rund 65 Millionen Scanvorgänge wöchentlich durch rund 600.000 Kassierkräfte abgewickelt. Die an der Kasse durch effiziente Scanning-Technologie eingesparten Sekunden summieren sich im Laufe der Woche auf rund 18.000 Stunden. Laut einer EHI-Studie liegt die durchschnittliche Scangeschwindigkeit bei rund 2,2 bis 2,6 Sekunden pro Artikel. Aufgrund der Abwicklungszeiten für die Abrechnung und das Wareneinpacken benötigt der Kassierprozess bei einer typischen Warenkorbgröße von 15-20 Artikeln etwa 60 Sekunden [Atzberger 2007]. Mit der Abschaffung der Schütte hat vor allem der Discount den Kunden dazu erzogen, die Ware schnell im Einkaufswagen zu verstauen, so dass der Kassiervorgang insgesamt beschleunigt wird.
Literatur
Atzberger, Marco: Benchmarking: Wege zur Optimierung des Kassendurchlaufs : Was bringen Self-Checkout, Cash-Systeme & CO.? Vortrag auf den EHI-Technologie-Tagen in Köln am 13./14. November 2007.
Becker, Jörg; Winkelmann, Axel: Handelscontrolling. Optimale Informationsversorgung mit Kennzahlen. 3. Auflage. Berlin : Springer, 2014.