Die Vertriebs- und Transportplanung realisiert die Schnittstelle zum Kunden in den Supply Chain Prozessen Distribution und Absatz, indem Mengen-, Ziel- und Zeitvorgaben für Distribution und Absatz von Produkten ermittelt und festgelegt werden.
Einordnung innerhalb des SCM
Innerhalb der Supply-Chain-Planungsmatrix [Fleischmann, Meyr, Wagner 2000, S. 63] sind die Vertriebsplanung und die Transportplanung vorwiegend der kurzfristigen aber teilweise auch der mittelfristigen Planungsebene zuzuordnen. Auf mittelfristiger Ebene ist die Vertriebsplanung Bestandteil der mittelfristigen Nachfrageplanung, auf kurzfristiger Ebene repräsentiert sie die Kundenauftragsannahme und Kundenauftragsakquisition. Die mittelfristige Transportplanung ist Bestandteil der Distributionsplanung, während die kurzfristige Transportplanung gemeinsam mit der Wiederauffüllung der Lager die kurzfristigen Belange der Distribution behandelt.
Vertriebsplanung im SCM
Die Vorgaben für die Vertriebsplanung ergeben sich aus den strategischen Entscheidungen für das Produktionsprogramm und aus der strategischen Absatzplanung.
Mittelfristige Vertriebsplanung
Hier besteht die Hauptaufgabe in der Vertriebsschätzung und der Erstellung eines Vertriebsplans, der eine Prognose der potenziellen Vertriebsmengen für Produktgruppen in den Vertriebsregionen enthält. Die Vertriebsmitarbeiter prognostizieren die Kundenaufträge der nächsten Planungsphasen und liefern die Basis für die Erstellung des Vertriebsplans. „Bei der Vertriebsschätzung werden diese individuellen Informationen der Vertriebsmitarbeiter genutzt. Nachdem die Vertriebsmitarbeiter ihre individuellen Prognosen abgegeben haben, werden diese Prognosen zu einer Prognose der Gesamtnachfrage zusammengefasst“ [Thonemann 2005, S. 39].
Kurzfristige Vertriebsplanung
Die kurzfristige Vertriebsplanung schlägt Preise, Liefermengen und Liefertermine für Kundenaufträge vor. Dies ist von entscheidender Bedeutung für die Durchlaufzeit der Produktionsaufträge und die Termineinhaltung. „Aus diesem Grunde bildet eine auf die gesamte Supply Chain bezogene (verteilte) Verfügbarkeitsgewährleistung und –prüfung (Available-to-Promise) das Kernstück der kurzfristigen Vertriebsplanung, mit dessen Hilfe die Zusicherung eines Liefertermins für einen Kundenauftrag möglich wird. Dabei wird unter Beachtung des verfügbaren Enderzeugnisbestandes und der bereits geplanten Produktionsaufträge festgestellt, ob der gewünschte Liefertermin realisierbar ist oder, falls dies nicht möglich ist, welcher frühestmögliche Liefertermin sich ergibt“ [Corsten, Gössinger 2001, S. 163]. Eine Erweiterung des Available-to-Promise stellt das Capable-to-Promise dar, das zusätzlich die zukünftige Fertigstellung von Produkten bis zum Lieferzeitpunkt berücksichtigt.
Transportplanung im SCM
Die Transportplanung wird aufgrund von Vorgaben der Materialbedarfsplanung und Distributionsplanung unter Berücksichtigung von Lagerbeständen, Lieferterminen und Fertigstellungsterminen vorgenommen.
Mittelfristige Transportplanung
Hier werden die Transporte zwischen den Lagerhäusern auf einer aggregierten Ebene geplant sowie die Transportstrategien und Belieferungsfrequenzen festgelegt. Es werden die verfügbaren Transportkapazitäten und die relevanten Kosten berücksichtigt und nötigenfalls neu festgelegt. Dabei werden Kapazitätsplanungen für eine eigene Fahrzeugflotte und für Frachtführer durchgeführt, die aufgrund von längerfristigen Verträgen zu bestimmten Konditionen und Preisen beschäftigt werden.
Kurzfristige Transportplanung
Die kurzfristige Transportplanung plant die zu transportierenden Gütermengen, die Bildung von Sendungen und die Nutzung der verfügbaren Transportmittel. Die Transportmittel können sich aus eigenen Fahrzeugen (Werkverkehr) und aus Fahrzeugen von Spediteuren und Frachtführern zusammensetzen [Wang et al. 2014], die gegebenenfalls kooperieren. Für jede Sendung wird die Zuordnung zu Werkverkehr oder Frachtführer vorgenommen (Moduswahl). Für alle Sendungen, die im Werkverkehr durchgeführt werden, erfolgt eine kombinierte Belade- und Tourenplanung, bei der die Zuordnung von Transportaufträgen zu Fahrzeugen und die Reihenfolgen der Bedienung der Kunden unter Berücksichtigung von Restriktionen festgelegt werden. Sendungen, die Frachtführern zugeordnet sind, werden im Rahmen einer Frachtkonsolidierung zu Auftragsbündeln zusammengefasst, die an Frachtführer vergeben und mit ihnen abgerechnet werden. Ein Ansatz zur Berücksichtigung von Abhängigkeiten zwischen der Transportplanung und der Bestandsplanung besteht in der Lösung von Inventory-Routing-Problemen [Bertazzi 2008].
Literatur
Bertazzi, L: Analysis of direct shipping policies in an inventory-routing problem with discrete shipping times.Management Science 54 2008, 4, S. 748-762.
Corsten, H.; Gössinger, R.: Einführung in das Supply Chain Management. München : Oldenbourg 2001.
Fleischmann, B.; Meyr, H.; Wagner, M.: Advanced planning. In: Stadtler, H.; Kilger, C. (Hrsg.): Supply Chain Management and advanced planning. Heidelberg : Springer 2000.
Thonemann, U.: Operations Management – Konzepte, Methoden und Anwendungen. München : Pearson 2005.
Wang, X.; Kopfer, H.; Gendreau, M.: Operational Transportation Planning of Freight Forwarding Companies in Horizontal Coalitions. EJOR 237 2014, 3, S. 1133-1141