Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "Supply Chain Management-System", 
  Author    = "", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/inner-und-ueberbetriebliche-informationssysteme/crm-scm-und-electronic-business/supply-chain-management/supply-chain-management-system/", 
  Note    = "[Online; Stand 21. November 2024]",
}

Supply Chain Management-System

Bernd Hellingrath


Supply Chain Management Systeme schaffen eine unternehmensübergreifende Informationstransparenz und realisieren eine Entscheidungsunterstützung bei der Gestaltung, Planung und Steuerung von Supply Chains.

Supply Chain Management Systeme schaffen eine unternehmensübergreifende Informationstransparenz über Bedarfe, Kapazitäten und Bestände der Unternehmen, so dass zum einen der Aufbau einer Entscheidungsunterstützung betrieblicher Abläufe in Echtzeit gefördert wird, zum anderen die komplexe Betrachtung von Szenarien, die mehrere Unternehmen umfassen, im Rahmen von Planungsprozessen für ein kooperatives Prozesscontrolling und Exception Handling erreicht werden kann. Zudem bieten diese Software-Systeme eine Vielzahl von modernen und effizienten Algorithmen zur Planung der Kapazitäten und Beständen in der Supply Chain sowie zur genauen Prognose der kommenden Bedarfe [Stadtler, Kilger 2008]. Aus diesem Grunde werden diese Softwarelösungen häufig auch als Advanced Planning & Scheduling Systeme (APS) bezeichnet. Die Supply Chain Management Systeme erweitern so üblicherweise klassische ERP-Systeme durch zusätzliche Module und veränderte, beziehungsweise neue Planungslogiken. Sie sind damit auch abhängig von den in den ERP-Systemen befindlichen Daten, die die Grundlage für die Planungs- und Steuerungsaufgaben der SCM-Software-Systeme darstellen. Ein SCM-System grenzt sich durch den erweiterten Fokus der Supply Chain von ERP-Systemen mit ausschließlich unternehmensinternen Blickwinkel ab.

Merkmale von Supply Chain Management Systemen

Supply Chain Management Systeme werden somit durch zwei wesentliche Merkmale charakterisiert.

Funktionsmerkmal

Ein SCM-System bietet EDV-Funktionalitäten zur Modellierung und Simulation der durch die Architektur gegebenen überbetrieblichen Lieferkette sowie zur Planung und Optimierung von Mengen, Terminen und Kapazitäten innerhalb der Lieferkette unter Berücksichtigung definierbarer Ziele und Restriktionen. Des Weiteren übernimmt es die Aufgabe der Informationsverteilung sowie die Unterstützung der Durchführung der erstellten Pläne.

Architekturmerkmal

Ein SCM-System ist so konzipiert, dass Daten aus unterschiedlichen Anwendungssystemen (z. B. ERP-, Warenwirtschafts-, Warehouse Management-Systemen) verschiedener Organisationseinheiten einer überbetrieblichen Lieferkette zu einer logischen und datentechnischen Gesamtsicht der jeweiligen Lieferkette innerhalb des SCM-Systems verknüpft werden können.

Aufgabenbereiche Supply Chain Management Systemen

Die Aufgabenstellungen, die durch Supply Chain Management Systeme abgedeckt werden, betreffen die Gestaltung, Planung und auch den Betrieb logistischer Netzwerke und Systeme und das Zusammenspiel der verschiedenen dabei betrachteten Fragestellungen. Diese Aufgabenbereiche korrelieren mit dem dabei betrachteten Zeithorizont, der sich über mehrere Jahre bei der strategischen Gestaltung eines Logistiknetzwerks bis hin zur minutengenauen Betrachtung im exekutiven Bereich des Betriebs eines logistischen Systems erstreckt. Eine Darstellung der Aufgabenbereiche findet sich in Abbildung 1 [Hellingrath 2008].

Abb. 1: Aufgabenbereiche von Supply Chain Management Systemen

Netzwerk- und Systemdesign – die strategische Gestaltungsebene

Aufgabe des strategischen Netzwerk- und Systemdesigns ist die kostengünstige Auslegung und Gestaltung des gesamten Logistiknetzwerkes sowie der einzelnen Logistiksysteme, ausgerichtet an der Logistik-Strategie und deren Zielen. Mit dem strategischen Netzwerkdesign werden grundsätzliche Überlegungen und Entscheidungen hinsichtlich der kostenoptimierten Struktur und Ausgestaltung des Logistiknetzwerkes unterstützt. Die damit verbundenen langfristigen Planungsentscheidungen können somit als eigenständige Aufgabengruppe betrachtet werden, die sich nur vereinzelt auf die mehr operativ orientierten Planungsaufgaben stützt.

Eine Hauptfragestellung des strategischen Netzwerkdesigns ist die Bewertung von Investitionsentscheidungen. So ist mit dieser Gestaltungsaufgabe eine wirtschaftliche Bewertung der Auswirkungen von Veränderungen im Logistiknetzwerk verbunden, abhängig sowohl von der Anzahl als auch den Standorten von Werken, Lagern, Distributionszentren und Lieferanten.

Ressourcenplanung – die taktische Planungsebene

Die Einplanung der Produktions- und Logistikressourcen eines Logistiknetzwerks, um vorliegende bzw. prognostizierte Kundenaufträge erfüllen zu können, ist Gegenstand der folgenden Planungsebene der Software-Systeme. Hier werden für immer detailliertere Bereiche der Wertschöpfungskette (angefangen vom Netzwerk bis herunter zur Produktionslinie oder zum Lager) Aufträge für entsprechend kürzere Zeitbereiche eingeplant. Auf der Logistikseite stehen hier die Festlegung von Beständen zur Sicherung der termingerechten Lieferung sowie die Ermittlung der notwendigen Transportressourcen und deren detaillierte Planung, z. B. in Form einer Routenplanung. Ein weiteres wichtiges Element dieser Ebene ist die Prognose der Kundenbedarfe für Produkte und Produktgruppen, bezogen auf verschiedene Regionen, wie sie in der Bedarfsplanung durchgeführt wird.

Aufbauend auf den Strukturen, die in der strategischen Ebene aufgebaut wurden, werden auf dieser Ebene für die einzelnen Glieder in periodischen Zyklen abgestimmte langfristige Produktions- und Transportpläne erstellt. Zielsetzung ist eine abgestimmte mittel- bis langfristige Programmplanung über das gesamte Netzwerk, in welcher man kapazitäts- und terminbedingte Abhängigkeiten berücksichtigt. Neben der Struktur des Netzwerks sind prognostizierte bzw. reale Kundenbedarfe Eingangsinformationen für diese Planung. Informationen über die Interdependenzen innerhalb des Netzwerks und die Ermittlung der realen Kapazitätsauslastungen ermöglichen unter Anderem die simulative Ermittlung von Verfügbarkeitsdaten bei Kundenanfragen, die auch als ATP (Available-to-Promise) bezeichnet werden.

Prozessausführung – die operative Betriebsebene

Unter dem Begriff der Prozessausführung werden alle Funktionalitäten zusammengefasst, die eine unternehmensübergreifende und -interne Steuerung der Logistikprozesse ermöglichen und die der Auskunftsfähigkeit und der operativen Prozessabwicklung dienen. Dadurch sollen Industrie- und Handelsunternehmen in die Lage versetzt werden, sehr flexibel auf Veränderungen der externen Rahmenbedingungen reagieren zu können. Die Ausführungskomponenten haben dabei die Aufgabe, vor dem Hintergrund der aktuellen betrieblichen Situation Entscheidungsunterstützung in der operativen Arbeit zu leisten. Ziel der Prozessausführung ist eine direkte Verbesserung der Kundenzufriedenheit über das Beherrschen der dynamischen Komplexität, die aus den vielfältigen Kundenbeziehungen heraus entsteht. Die wesentlichen Komponenten der operativen Ausführungsebene umfassen das Supply Chain Event Management, die Auftragsabwicklung sowie das Transport-, Lager- und Fertigungsmanagement.

Aufgrund dieser Beschreibung wird die Nähe dieses Aufgabenbereichs zu den transaktionsorientierten ERP- und Warenwirtschaftssystemen deutlich. Diese haben derzeit eine weniger integrierende, als vielmehr eine auf einzelne Unternehmen bezogene Ausrichtung, so dass die Funktionalitäten meist nicht überbetrieblich genutzt werden können. Um eine effiziente Umsetzung der Produktionsprogramme, die in der Planung erstellt wurden, sicherzustellen, kann man die Informationen aus den innerbetrieblich eingesetzten Systemen dennoch verwenden. Sie sind jedoch für die Berücksichtigung der externen Abhängigkeiten mit zusätzlichen Daten aus den Systemen der Partnerunternehmen zu verbinden. Eine schnelle Informationsweiterleitung über den jeweils aktuellen Status von Produktion und Logistik zu den Partnern ermöglicht eine schnelle Reaktion auf ungeplante Ereignisse (z. B. Störungen, kurzfristige Sonderaufträge etc.). Hierzu gibt es Supply Chain Event Management Systeme, welche die Daten aus den einzelnen Unternehmen sammeln und zu einem Überblick über den aktuellen Status der Supply Chain zusammenfassen.


Literatur

Stadtler, Hartmut; Kilger, Christoph (Hrsg.): Supply Chain Management and Advanced Planning. 4. Auflage, Berlin : Springer, 2008

Hellingrath, Bernd: Prozesse in Logistiknetzwerken – Supply Chain Management. In: Arnold, Dieter; Isermann, Heinz; Kuhn, Axel; Tempelmeier, Horst; Furmans, Kai (Hrsg.): Handbuch Logistik. 3. Auflage, Berlin : Springer, 2008, S. 459-486

 

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