Der Sarbanes-Oxley Act ist ein US-amerikanisches Gesetz, das das durch diverse Bilanz- und Finanzskandale zum Jahrtausendwechsel verlorengegangene Vertrauen von Investoren in den Kapitalmarkt durch verbesserte Finanzberichterstattung wiederherstellen soll.
Ziele
Der im Juli 2002 in Kraft getretene Sarbanes-Oxley Act [Pub.L. 107-204, 116 Stat. 745ff.] gilt als Reaktion des US-Gesetzgebers auf eine Reihe von Bilanz- und Finanzskandalen [Oxley 2007, S. C1]. Schwerpunktmäßig zielt der Act auf eine Erhöhung der Reliabilität der Informationsversorgung des Kapitalmarktes mit Unternehmensinformationen und verbesserte Corporate Governance, um das Vertrauen der Investoren in die veröffentlichten Finanzdaten wiederherzustellen.
Maßnahmen
Mit dem Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB) wird eine mit weitreichenden Überwachungsrechten ausgestattete Aufsichtsbehörde für Wirtschaftsprüfungsgesellschaften geschaffen.
Die Unabhängigkeit der Wirtschaftsprüfer soll gestärkt werden, indem Interessenkonflikte aufgrund wirtschaftlicher Abhängigkeit von Prüfer und Geprüftem reduziert werden. So ist es Wirtschaftsprüfern weitestgehend untersagt, für zu prüfende Unternehmen gleichzeitig andere Dienstleistungen (z. B. Beratungsleistungen) zu erbringen. In die gleiche Richtung zielt auch die verpflichtende Rotation der individuellen Wirtschaftsprüfer (nicht aber der Prüfungsgesellschaft).
Die Eigenverantwortung von Unternehmen soll erhöht werden, indem der Chief Executive/Chief Financial Officer mit seiner Unterschrift persönlich für die Richtigkeit und Vollständigkeit von Jahres- und Quartalsabschlüssen bürgt. Daneben ist für die Auswahl, Vergütung und Überwachung der Wirtschaftsprüfer ein unabhängiger Prüfungsausschuss zu bilden.
Aufgrund erweiterter Offenlegungspflichten sind u. a. bilanzunwirksame Transaktionen und Verpflichtungen im Jahres- und Quartalsabschluss zu dokumentieren und Wertpapiertransaktionen des Unternehmensmanagements zu veröffentlichen. Im Jahresabschluss ist darüber hinaus das interne Kontrollsystem zur Qualitätssicherung der Finanzberichterstattung zu dokumentieren.
Das Vertrauen in Investmentanalysten soll wiederhergestellt werden, indem zur Verringerung von Interessenkonflikten ein Verhaltenskodex für Analysten erstellt wird und weiter bestehende Interessenkonflikte offenzulegen sind.
Als Einzelmaßnahme ist auch ein umfassendes Benachteiligungsverbot von Personen, die Mißstände in Unternehmen öffentlich machen („whistleblowing“), verankert.
Durch die Verschärfung von Strafvorschriften können fast schon drakonische zu nennende Strafen für Bilanzfälschungen (bis zu 20 Jahre Gefängnis), Vernichtung von Prüfungsunterlagen (bis zu 10 Jahre Gefängnis) und Wertpapierbetrug (bis zu 25 Jahre Gefängnis) verhängt werden. Teilweise wird der Strafrahmen für einzelne Delikte verzehnfacht.
Partiell kann der Act damit als Instrument angesehen werden, Unternehmen zur Ausweitung ihres kapitalmarktbezogenen Informationsangebots zu zwingen und so die (vom Gesetzgeber vermutete) Informationsnachfrage der Kapitalmarktteilnehmer zu decken. Aufgrund der erheblichen Haftungsrisiken für unvollständige oder fehlerhafte Informationen ergeben sich implizit auch erweiterte Anforderungen an die IT Governance [Damianides 2007].
Literatur
Damianides, Marios: Sarbanes-Oxley and IT Governance: New Guidance on IT Control and Compliance. In: Information Systems Management 22(2005), Nr. 1, S. 77-85.
Oxley, Michael G.: The Sarbanes-Oxley Act of 2002—Restoring Investor Confidence. In: Current Issues in Auditing 1(2007), Nr. 1, S. C1-C2.
Pub.L. 107-204, 116 Stat. 745-810. http://frwebgate.access.gpo.gov/cgi-bin/getdoc.cgi?dbname=107_cong_public_laws&docid=f:publ204.107.pdf