Informationsbedarfsanalysen ermitteln Art, Menge und Qualität der Information, die zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe erforderlich ist oder von Aufgabenträgern für erforderlich gehalten wird. Der Beitrag gibt einen Überblick über Kategorien einschlägiger Methoden.
Ziele und Anwendungen
Informationsbedarfsanalysen ermitteln Art, Qualität und Menge der Information, die Aufgabenträger für eine bestimmte Aufgabe benötigen oder zu benötigen glauben (Heinrich, Riedl, Stelzer 2014, S. 461).
Die Art der Information bezeichnet deren Problemrelevanz und Zweckorientierung.
Qualität drückt aus, in welchem Maß eine Information geeignet ist, Anforderungen zu erfüllen. Diese betreffen u. a. die Art der Darstellung, die Einbettung bzw. Zusammenstellung der Information in Berichten oder Schaubildern, den Detaillierungsgrad, die Aktualität, die Auszeichnung mit Metadaten sowie die längste akzeptable Dauer bis zur Verfügbarkeit der Information.
Die Menge verdeutlicht, dass Aufgabenträger nicht beliebig viele Informationen benötigen oder wünschen, sondern einen der jeweiligen Aufgabe angemessenen Umfang.
Informationsbedarfsanalysen werden z. B. im Rahmen der strategischen Planung von Informationssystemen, der Anforderungsermittlung während der Systementwicklung und beim Entwurf von Data-Warehouse-Systemen durchgeführt.
Methoden
Es gibt eine Vielzahl von Methoden zur Informationsbedarfsanalyse [vgl. z. B. Beiersdorf 1995, S. 71 ff.; Koreimann 1976, S. 61-140; Koreimann 2000, S. 58 ff., Nicholas 2000 oder Rockart 1979], die in unterschiedlichen Kombinationen zum Einsatz kommen. Es gibt Methoden …
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zur Ermittlung des objektiven und des subjektiven Informationsbedarfs,
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zur Untersuchung des Informationsbedarfs von Fach- und von Führungskräften,
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für eher gut und eher schlecht strukturierte Aufgaben,
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mit denen die tatsächlichen Gegebenheiten in einem Unternehmen analysiert werden (induktive Methoden) und andere, mit denen der Informationsbedarf normativ aus den Zielen und Aufgaben der Organisation abgeleitet wird (deduktive Methoden),
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die primär- und andere, die sekundäranalytisch ausgerichtet sind und
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die Aufgabenträger, das Datenangebot, Unternehmensziele, betriebliche Aufgaben oder Referenzmodelle zum Ausgangspunkt der Analyse machen.
Praktische Erfahrungen (Nusselein 2002) und empirische Erhebungen (Koch, Lasi, Kemper 2011 und Stroh, Winter, Wortmann 2011) zeigen, dass in der Regel verschiedene Methoden miteinander kombiniert werden müssen, um den Informationsbedarf der Aufgabenträger angemessen bestimmen zu können.
Literatur
Beiersdorf, Holger: Informationsbedarf und Informationsbedarfsermittlung im Problemlösungsprozeß ‚Strategische Unternehmensplanung’. München : Rainer Hampp Verlag, 1995.
Heinrich, Lutz J. ; Riedl, René ; Stelzer, Dirk: Informationsmanagement: Grundlagen, Aufgaben, Methoden. 11. Aufl., Oldenbourg : München, 2014, S. 461-472.
Koch, Margarete ; Lasi, Heiner : Kemper, Hans-Georg: Informationsmanagement in der Produktion – Empirische Ableitung eines Konzepts zur Ermittlung produktionsspezifischer Informationsbedarfe. In: Bernstein, Abraham ; Schwabe, Gerhard (Hrsg.): Proceedings of the 10th International Conference on Wirtschaftsinformatik WI 2.011. Volume 1. Zürich 2011, S. 456-465.
Koreimann, Dieter. S.: Methoden der Informationsbedarfsanalyse. Berlin : de Gruyter, 1976.
Koreimann, Dieter. S.: Grundlagen der Software-Entwicklung. 3. Aufl., München : Oldenbourg, 2000.
Nicholas, David: Assessing Information Needs: Tools, Techniques and Concepts for the Internet Age. 2. Aufl., London : Europa Publications, 2000.
Nusselein, Mark: Empirische Erkenntnisse einer Informationsbedarfsanalyse an bayerischen Hochschulen. In: Beiträge zur Hochschulforschung 24 (2002), Nr. 1, S. 100-114
Rockart, John F.: Chief Executives Define Their Own Data Needs. In: Harvard Business Review 57(1979), Nr. 2, S. 81-93.
Stroh, Florian ; Winter, Robert ; Wortmann, Felix: Methodenunterstützung der Informationsbedarfsanalyse analytischer Informationssysteme. Stand der Forschung, Anforderungen aus der Praxis und Entwicklungspotenziale. In: Wirtschaftsinformatik 53(2011), Nr. 1, S. 37-48.