Vorgehensmodelle definieren Aktivitäten die zur Erreichung vorgegebener Ziele erforderlich sind. Vorgehensmodelle im IT-Projektmanagement konzentrieren sich auf die Frage, welche Aktivitäten speziell in IT-Projekten durchlaufen werden müssen. Der Vorteil von Vorgehensmodellen liegt darin, dass auf vorhandenes Prozesswissen zurückgegriffen werden kann.
Vorgehensmodelle
Vorgehensmodelle abstrahieren Erfahrungen in Form von idealtypischen Abläufen. Dazu werden diese Abläufe in Phasen und Aktivitäten zerlegt, um vorgegebene Problemstellungen zu behandeln. Für ein neues, ähnlich gelagertes Problem bietet ein Vorgehensmodell die Möglichkeit, auf bereits vorhandenes Wissen zurückzugreifen. Die in dem Vorgehensmodell idealisierten Aktivitäten werden als Richtschnur, Standard oder Vorgabe benutzt, um ein Ergebnis vorhersehbarer Qualität zu erzielen.
Vorgehensmodelle für das IT-Projektmanagement
Vorgehensmodelle für das IT-Projektmanagement verbinden auf der einen Seite die typischen Phasen eines Projekts (z.B. Projektdefinition, -planung, -durchführung, -abschluss) mit den spezifischen zu lösenden Problemen in der IT. Aufgrund der unterschiedlichen Probleme in der IT wurden verschiedene Vorgehensmodelle entwickelt. So gibt es für Entwicklungsprojekte beispielsweise das V-Modell-xt (sowohl für die Perspektive des Auftraggebers als auch für die des Auftragnehmers), den Rational Unified Process (RUP) oder das Capability Maturity Model Integration (CMMI). Für IT-Serviceprojekte gibt es die IT Infrastructure Library (ITIL) bzw. das Vorgehensmodell zur Einführung von Standardsoftware.
Der Abstraktionsgrad verschiedener Vorgehensmodelle ist dabei deutlich unterschiedlich. Im CMMI werden Prozesse und Aktivitäten auf einer sehr abstrakten Ebene (was muss erreicht werden) beschrieben. CMMI verzichtet bewusst darauf, Lösungsvorschläge zu entwickeln (wie soll etwas erreicht werden, in welcher Reihenfolge müssen Aktivitäten erledigt werden). Im Gegensatz dazu spezifiziert das V-Modell-xt den Prozess soweit, dass Aktivitäten im Detail beschrieben und dass konkrete Dokumentvorlagen mit Inhaltsangabe und Kapitelüberschrift für einzelne Produkte, die den Aktivitäten zugeordnet sind, angeboten werden.
Wie können Vorgehensmodelle am besten genutzt werden? Es gibt kaum Projekte, die ein Vorgehensmodell vollständig übernehmen. Nicht für jedes Projekt sind alle in einem bestimmten Modell beschriebenen Aktivitäten nützlich oder sinnvoll. Die Übernahme eines vollständigen Modells führt in der Regel eher zu Bürokratie oder – wie die Befürworter agiler Prozesse argumentieren – zu dokumentenzentrierter Entwicklung. Man kann Vorgehensmodelle allerdings auch als einen Steinbruch betrachten. In diesen Steinbrüchen lassen sich wertvolle Erfahrungen anderer finden und für eigene Probleme verwenden, es ist nicht notwendig, für ein bereits gelöstes Problem einen eigenen Ansatz zu finden.
Literatur
Beims, Martin: IT-Service Management in der Praxis mit ITIL3. 3.Auflage. München: Hanser, 2012
Bundesverwaltungsamt (BVA): Das V-Modell XT Webportal. http://www.v-modell-xt.de (Abruf 23.8.2013).
Kneuper, Ralf: CMMI – Verbesserung von Softwareprozessen mit Capability Maturity Model Integration. 3. Auflage. Heidelberg : dpunkt, 2007