Standardanwendungssoftware wird idealtypischerweise in reiner Projektorganisation eingeführt. Die interne Projektstruktur sieht ein Kernteam sowie Fach-, Integrations- und Change-Management-Teams vor.
Besonderheiten von Einführungsprojekten
Projekte zur Einführung von Standardanwendungssoftware wie ERP-Systemen sind in der Regel große und risikobehaftete Projekte mit weitreichenden Auswirkungen auf Prozesse und Mitarbeiter eines Unternehmens. Sie werden daher häufig in ein organisationales Change Management eingebettet. Als Projektorganisationsform bietet sich aufgrund der Größe und Kritikalität die reine Projektorganisation an [Hansmann, Neumann 2008, S. 352]. Denkbar ist hinsichtlich temporär eingebundener Mitarbeiter eine Kombination mit der Matrix-Projektorganisation zur Bildung eines erweiterten Teams.
Bei sehr großen Unternehmen kann die Einführung in mehreren Einzelprojekten erfolgen, deren Abhängigkeiten über die Integration in ein Projekt-Programm gesteuert werden [Gadatsch 2012, S. 325 f.].
Projektstruktur
Abbildung 1 zeigt die schematische Struktur eines ERP-Einführungsprojektes. Als Besonderheiten gegenüber einer herkömmlichen Projektstruktur sind folgende Aspekte zu nennen [Hansmann, Neumann 2008, S. 353-357; Gadatsch 2012, S. 325-329]: Der Lenkungsausschuss setzt sich in der Regel aus Mitgliedern der obersten Führungsebene zusammen, darunter sind insbesondere die sog. “Processowner” der betroffenen Prozessbereiche vertreten. Die Projektleitung wird durch einen erfahrenen internen Mitarbeiter wahrgenommen, kann aber auch von einem externen Berater oder gemeinschaftlich mit diesem übernommen werden.
Das Kernteam bestehend aus Fachvertretern und Mitarbeitern des IT- und Prozessmanagements verantwortet die Systemauswahl sowie die grundlegende konzeptionelle Analysearbeit. Es legt damit die die zukünftige System- und Prozessarchitektur fest und definiert die Einführungsstrategie (siehe Vorgehensmodelle zur Standardsoftware-Einführung).
Die fachliche Detailarbeit findet in einzelnen Fachteams statt, die modul- oder prozessorientiert gebildet werden können. In den Fachteams kommen Fach- und Softwareexperten zusammen, die bei modellbasierter Einführung um Methodenexperten ergänzt werden. Themenstellungen, die fachübergreifend und einheitlich gestaltet werden müssen (z.B. Materialstammdaten, Berechtigungskonzept), werden in Integrationsteams bearbeitet.
Die Change-Management-Teams verantworten die organisatorische Umsetzung. Ausgewählte Anwender (Key User), die frühzeitig miteinbezogen und geschult werden, sollen für Akzeptanz bei den Mitarbeitern sorgen.
Abb. 1: Organisation eines ERP-Einführungsprojektes [Hansmann, Neumann 2008, S. 355]
Literatur
Gadatsch, Andreas: Grundkurs Geschäftsprozess-Management. 7. Auflage. Wiesbaden : Vieweg, 2012.
Hansmann, Holger ; Neumann, Stefan: Prozessorientierte Einführung von ERP-Systemen. In: Becker, Jörg (Hrsg.) ; Kugeler, Martin (Hrsg.) ; Rosemann, Michael (Hrsg.): Prozessmanagement: Ein Leitfaden zur prozessorientierten Organisationsgestaltung, 6. Auflage. Berlin : Springer, 2008, S. 329-372.