Soziales Lernen beschreibt das Lernen innerhalb einer Lerngemeinschaft. Heute kommt dazu vermehrt sogenannte Social Software zum Einsatz.
Soziales ist ein Begriff aus der Lernpsychologie und wird heute in verschiedensten Kontexten und Fachbereichen verwendet [1] [2] [3]. Lernen per se stellt einen grundsätzlichen sozialen Prozess dar, da dies immer durch die oder den Lernende(n) zu passieren hat. Der Begriff sieht das aber noch wesentlich breiter und bezieht in den Lernprozess das Miteinander innerhalb einer Lerngemeinschaft mit ein. Gruppendynamiken und gemeinschaftliche Aktivitäten zur Wissensgenerierung führen letztendlich auch implizit dazu, dass sich die Lernenden sozial gegenüber ihren Mitstreiterinnen und Mitstreiter verhalten müssen, also ein soziales Lernverhalten an den Tag legen müssen um zum gemeinsamen Ziel den eigentlichen Lernerfolg zu kommen. Es ist einfach so vorstellbar, dass Lernen stark auf Erfahrungsprozessen beruht die auch Interaktionen zwischen Personen notwendig machen. Kurzum der Begriff ist sehr facettenreich, beschreibt aber das Miteinander von Lernenden mit dem Ziel einer gemeinsamen Wissensgenerierung.
Der Begriff hat auch besonders in den letzten Jahren durch technische Innovationen an Bedeutung gewonnen, denn sogenannte Social Software unterstützt genau diesen sozialen (Lern-)Prozess und kann dementsprechend auch in Lehr- und Lernkontexten verwendet werden.
Nach Koch und Richter [2008] sind webbasierte Informationssysteme dann als Social Software zu bezeichnen, wenn sie Interaktionen innerhalb einer Nutzergemeinschaft gezielt unterstützen. Dabei sind insbesondere drei Charakteristiken zu erfüllen: Identitäts- und Netzwerkmanagement, Informationsmanagement und Interaktions- bzw. Kommunikationsmöglichkeiten. Ebner und Lorenz [2012] stellten gängige Informationssysteme in den 3 Dimensionen dar (siehe Abb. 1) und klassifizierten diese nach jeweiliger Ausprägung. So kann man erkennen, dass Wiki-Systeme (z.B. Wikipedia) zwar über ausgezeichnetes Informationsmanagement verfügen, aber wenig ausgeprägt die Interaktion und Kommunikation zwischen den Benutzerinnen und Benutzer unterstützen. Im Gegenzug dazu, sind Social Networks (z.B. Facebook, Google+) Paradebeispiele für Social Software.
Im Allgemeinen kann aber festgehalten werden, dass diese Systeme sich über mehrere Entwicklungsschritte immer mehr annähern, d.h. ähnliche Funktionalitäten besitzen um die „soziale“ Interaktion zu ermöglichen.
Der Einsatz von solcher Software für den Lehr- und Lerngebrauch ist entsprechend der heutigen technischen Vielfalt ebenfalls voller Möglichkeiten. So werden Wiki-Systeme für Informationsaustausch eingesetzt oder Microblogging-System für den schnellen Austausch zwischen Lerngemeinschaften. Insbesondere auch die Entwicklung entsprechender mobiler Endgeräte hat auch dazu geführt, dass die Kommunikation weit über die Grenzen der Klasseräumen und Hörsäle hinausgeht und zu einem andauernden sozialen Prozess führt.
Grob kann unterteilt werden in folgende Social-Software-Applikation [Schaffert, Ebner 2012] die in Unterricht & Lehre zum Einsatz kommen:
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Wiki-Systeme: Diese Informationssysteme kommen vermehrt zum Einsatz wenn gemeinsam etwas Schriftliches erstellt werden soll oder verteilte Gruppen an verschiedenen Orten miteinander etwas erarbeiten sollen
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Podcast: Darunter wird heute neben einem Audio-, auch zumeist ein Videofile verstanden, welches den Lernenden zum automatischen Download zur Verfügung gestellt wird. Der Hauptfokus liegt dabei auf Aufzeichnungen von Lehrveranstaltungen
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Weblogs: Weblogs kommen vermehrt im Bereich der Portfolio-Arbeit zum Einsatz, dabei können Lernende ihre Aktivitäten festhalten und gegenseitig kommentieren
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Microblogs: Microblogging kommt zumeist zum Einsatz, wenn zwischen einer Gruppe an Lernenden kommuniziert werden soll über einen längeren Zeitraum oder zu spezifischen Themen eine Sammlung von Lerninhalten entstehen soll
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Echtzeit-Kollaborationstools: Am Beispiel Google Doc kann man in Echtzeit an Dokumenten gemeinsam arbeiten und damit den gemeinschaftlichen Schreibprozess unterstützen
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Social Networks: Facebook & Co kommen vermehrt zum Austausch innerhalb von Lerngruppen zum Einsatz um den Diskurs zu fördern
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Weitere Tools: Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Tools, die kollaboratives und gemeinsames Lernen unterstützen können, indem man z.B. Lernkarten gegenseitig teilt und austauscht.
In Zusammenhang mit diesen Applikationen ist auch zu erwähnen, dass es wichtig ist soziale Spielregeln bei der Online-Zusammenarbeit vorab zu definieren – die sogenannte Netiquette [4]. Hier handelt es sich um Verhaltensregeln für die Zusammenarbeit in der virtuellen Welt, die heute flächendeckend zur Anwendung kommen.
Weiterführende Hinweise
[1] https://www.wikiwand.com/de/Soziales_Lernen
[2] http://marvin.sn.schule.de/~sud/infos/Lehrbrief_06_Soziales_Lernen.pdf
[3] http://wiki.studiumdigitale.uni-frankfurt.de/FB04_Grundschulwiki/index.php/Soziales_Lernen
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Netiquette
Literatur
Schaffert, S., Ebner, M. (2012) New Forms of and Tools for Cooperative Learning with Social Software in Higher Education, In: Encyclopedia of Computer Science, R. T. Abrams (Ed.), Nova Publishers, Hauppauge NY, p. 537-552.
Ebner, M.; Lorenz, A. (2012) Web 2.0 als Basistechnologie für CSCL-Umgebungen, Haake, J.,Schwabe, G., Wessner, M. (Hrsg.), CSCL-Kompendium 2.0; Oldenburg, München, S. 97-111.
Koch, M., & Richter, A. (2008). Enterprise 2.0: Planung, Einführung und erfolgreicher Einsatz von Social Software in Unternehmen. München: Oldenbourg