Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "Lernformen", 
  Author    = "", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/uebergreifender-teil/e-learning-methodologie/lernformen/", 
  Note    = "[Online; Stand 23. November 2024]",
}

Lernformen

Daniel Stoller-Schai


E-Learning-Lernformen decken verschiedene Aspekte des technologieunterstützten Lernens ab. Dabei sollen nicht nur selbstgesteuerte, sondern auch kollaborative, soziale und überprüfende Lernformen abgedeckt werden. Die Kombination dieser Lernformen mit Formen der Präsenzausbildung können in einem Learning Design Prozess zu einem Blended-Learning-Lernarrangement ausgebaut werden.

Überblick

Um die in der E-Learning-Strategie formulierten Ziele und Ansprüche einlösen zu können, braucht es ein breites Set an methodisch-didaktischen Lernformen, die sowohl formelles als auch informelles Lernen abzudecken vermögen. Im Lernhaus werden vier Lernformen unterschieden:

Lernhaus_Lernformen

Abb. 1: Lernhaus – Fokus auf Lernformen [Stoller-Schai 2017]

  • Selbstgesteuerte Lernformen umfassen asynchrones E-Learning-Formen, wie z. Bsp webbasierte Lernmodule (Web Based Trainings, WBT), eBooks, Lernspiele, und Lernfilme. Beim selbstgesteuerten Lernen wird individuell und zeitversetzt an einem Lernthema gearbeitet.

    • Die monetären Mittel werden bei selbstgesteuerten Lernformen in die Erstellung des Inhalts investiert: dies umfasst die Interaktivität der Lernprogramme, die Ausarbeitung von Drehbüchern und die attraktive multimediale Umsetzung.

  • Kollaborative Lernformen umfassen synchrones E-Learning, wie z. Bsp. virtuelle Klassenzimmer und Chatsysteme oder 3D-Welten. Beim kollaborativen Lernen wird „zur gleichen Zeit“ an einem Lernthema gearbeitet.

    • Die monetären Mittel werden bei kollaborativen Lernformen in die Interaktion zwischen den Teilnehmenden investiert: dies umfasst den Zugang zu synchronen Lernsysteme wie WebConferencing-Systemen für die Durchführung von virtuellen Klassenzimmerlektionen und die Investition in die Ausbildung guter Moderatoren.

  • Soziale Lernformen umfassen beziehungsorientiertes E-Learning, wie z. Bsp. den Austausch in Foren, die Beteiligung in Learning Communities und auf Social Business Plattformen. Mit solchen Plattformen ist es möglich, Online-Lerngemeinschaften (Learning Communities) zu initiieren und aufzubauen.

    • Die monetären Mittel werden bei sozialen Lernformen ebenfalls in die Interaktion zwischen den Teilnehmenden investiert: dies umfasst den Zugang zu Social-Business-Plattformen für den Aufbau und die Betreuung von Online Communities und Learning Communities sowie die Investition in die Ausbildung guter Communitymanager [Stoller-Schai,Bünger 2009].

  • Überprüfende Lernformen umfassen testbasiertes E-Learning, wie z. Bsp. E-Tests, Assessments, aber auch Gamification-Formate und Simulationen. Überprüfendes Lernen wird oft mit den Testfunktionen der Learning-Management-Systeme oder den integrierten Quiztools der Autorenwerkzeuge umgesetzt. Alternative Möglichkeiten, um Wissen zu bewerten oder zu bestätigen, können über Badges, Ratings und Gamification umgesetzt werden. Social-Computing-Plattformen verfügen standardmäßig über diese Funktionen; Learning-Management-Systeme werden zunehmend um solche erweitert (= Learning Experience Platform, LXP oder Learning Engagement Platform, LEP).

    • Die monetären Mittel werden bei überprüfenden Lernformen in das Feedback an die Teilnehmenden investiert: dies umfasst die Investition in personalisierte, adaptive Testsysteme, die für Pre- und Post-Tests verwendet werden können, aber auch für Übungen, Assessments und Prüfungen. Die Aufbereitung der Testresultate erfolgt in persönlichen Dashboards („Wie gut bin ich?“) oder unternehmensweiten Leaderboards („Wie gut bin ich im Vergleich mit anderen?“).

Während selbstgesteuertes und überprüfendes Lernen eher formelle Lernformen abdecken, sind soziale und kollaborative Lernformen dazu geeignet, informelles Lernen zu ermöglichen.

Lernformen und Lernprozesse

Oft wird digitales Lernen nicht als ein didaktisch und strategisch ausgerichteter Lernprozess verstanden [Allen 2016; Hohenstein, Wilbers 2002 ff.], sondern lediglich als ein Bereitstellen von webbasierten Lernmodulen in einem Learning-Management-System.

Digitales Lernen bietet aber bedeutend mehr. Das Zusammenspiel der vier verschiedenen E-Learning-Lernformen ermöglicht rein virtuelle (Virtual Learning) oder integrierte Lernprozesse in Kombination mit Präsenzlernformen (Blended Learning). Beispiele für solche Lernprozesse sind:

  • Blended Learning (auch: integriertes Lernen): die Kombination von Präsenz- und virtuellen Kursteilen.

  • Flipped Classroom: die Verlagerung der Wissensvermittlung auf virtuelle Kursteile und Fokussierung der Präsenzkursteilen auf Wissensanwendung, -vertiefung, -überprüfung sowie auf Gruppenlernformen wie Workshops und Teamarbeit [Carbaugh, Doubet 2016, Reidsema et al. 2017].

  • Massive Open Online Courses (MOOC): Ausschließliche Onlinekurse mit großen Mengen an Teilnehmenden. Wissensvermittlung, Wissensvertiefung und Kursbegleitung finden online statt [Haber 2014].

  • Workplace Learning: E-Learning-Lernformen unterstützen die Bearbeitung und die Erledigung von Aufgaben am Arbeitsplatz [Malloch et al. 2013]. Je nach Industrie sieht diese Unterstützung anders aus:

    • Im Finanzbereich sind es kontextbasierte Lerneinheiten (Microlearning) oder der Zugriff auf Experten auf einer Social-Business-Plattform, welche die Arbeitsprozesse effizienter machen.

    • Im Industriebereich können es multimediale Hilfestellungen sein, die auf das mobile Endgerät eines Mitarbeitenden gesendet werden, wenn ein konkretes Problem an einer Maschine auftritt und dieses unmittelbar gelöst werden muss.

Ausblick

Die Akzeptanz und die Effektivität von E-Learning hängt maßgeblich von einem strategie- und lernzielorientierten Learning Design ab, welches das Potenzial der verschiedenen Lernformen zu nutzen weiß und nachhaltige, motivierende Lernprozesse gestaltet. Dies wird dazu beitragen, dass E-Learning nicht einfach nur eine „Lernmaschine für Compliancetrainings“ ist, sondern zur zentralen Lernform in allen Ausbildungsbereichen eines Unternehmens wird.


Literatur

Allen, Michael W.: Michael Allens Guide to e-Learning: Building Interactive, Fun, and Effective Learning Programs for Any Company. 2. Auflage. John Wiley & Sons, New York 2016.”,

Carbaugh, Eric M.; Doubet, Kristina J.: The Differentiated Flipped Classroom: A Practical Guide to Digital Learning. Corwin, Newbury Park 2016.

Haber, Jonathan: MOOCs. The MIT Press Essential Knowledge series. MIT Press, Cambridge 2014.

Hohenstein, Andreas; Wilbers, Karl (Hrsg.): Handbuch E-Learning, Expertenwissen aus Wissenschaft und Praxis. Fachverlang Deutscher Wirtschaftsdienst, Köln 2002 ff.

Malloch, Margaret; Cairns, Len; Evans, Karen; O’Connor, Bridget N. (Hrsg.): The Sage Handbook of Workplace Learning. Sage Publications Ltd, London 2013.

Reidsema, Carl; Kavanagh, Lydia; Hadgraft, Roger; Smith Neville: The Flipped Classroom: Practice and Practices in Higher Education. Springer, Singapore 2017.

Stoller-Schai, Daniel; Bünger, Laethitia.: Learning Communities. Das “Missing Link” auf dem Weg zum Workplace Learning. In: Handbuch E-Learning. (Hrsg.) K. Wilbers / A. Hohenstein. Erg.-Lieferung Oktober 2009. Fachverlang Deutscher Wirtschaftsdienst, Köln 2009.

Stoller-Schai, Daniel: Lernhaus, Kompetenzensets und Digital Learning Hub. Grundlagen für die Kompetenzentwicklung im Prozess der vernetzen Arbeit. in: Erpenbeck/Sauter (Hrsg.) Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2017

 

Hier weiterverbreiten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert