Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "Geschäftsmodell-Modellierungssprache/Business Model Modeling Language", 
  Author    = "Kundisch, Prof. Dr. DennisJohn, Dr. des. Thomas", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/entwicklung-und-management-von-informationssystemen/systementwicklung/hauptaktivitaeten-der-systementwicklung/problemanalyse/geschaeftsmodell-modellierungssprache-business-model-modeling-language/", 
  Note    = "[Online; Stand 21. November 2024]",
}

Geschäftsmodell-Modellierungssprache/Business Model Modeling Language

Dennis KundischThomas John (unter Mitarbeit von Daniel Szopinski)


Geschäftsmodell-Modellierungssprachen sind Modellierungssprachen, die es ermöglichen, die Kernelemente und -logik eines Geschäftsmodells zu visualisieren. Diese Modellierungssprachen können verwendet werden, um Verständnis, Kommunikation und Entwicklung von Geschäftsmodellen zu unterstützen und um aus Geschäftsmodellen Anforderungen an die Informationssysteme eines Unternehmens abzuleiten.

Geschäftsmodelle

Ein Geschäftsmodell beschreibt die grundlegenden Mechanismen, mit denen ein Unternehmen Wert für Kunden erzeugt und dadurch Gewinn erzielt (Teece 2010). Typische Bestandteile eines Geschäftsmodells sind (Al-Debei, Avison 2010):

  • das Wertversprechen, das beschreibt, welchen Nutzen ein Unternehmen seinen Kunden durch seine Produkte und/oder Dienstleistungen stiftet

  • die Wertschöpfungsarchitektur, die beschreibt, wie das Wertversprechen organisatorisch und technologisch durch das Unternehmen erstellt wird

  • das Partnernetzwerk, das beschreibt, wie Kunden und weitere Partner in die Wertschöpfungserstellung eingebunden sind

  • die Finanzstruktur (auch Ertragsmodell), welche die zu einem Geschäftsmodell gehörenden Kosten und Erlöse beschreibt

Geschäftsmodelle sind von zentraler Bedeutung für Forschung und Praxis, da über den Erfolg eines Unternehmens nicht nur die Art und Qualität der vom Unternehmen angebotenen Produkte/Dienstleistungen entscheiden, sondern auch das Geschäftsmodell, das vom Unternehmen zur Vermarktung der Produkte/Dienstleistungen genutzt wird (Zott, Amit 2008; Chesbrough 2007).

Geschäftsmodell-Modellierungssprachen

Geschäftsmodell-Modellierungssprachen sind spezielle Modellierungssprachen, die es ihren Nutzern ermöglichen, die Kernelemente und -logik eines Geschäftsmodells zu visualisieren. Geschäftsmodell-Modellierungssprachen können u. a. dabei helfen:

  • existierende Geschäftsmodelle besser zu verstehen (Osterwalder et al. 2005)

  • die Kommunikation über existierende und neu zu entwickelnde Geschäftsmodelle zu verbessern (Osterwalder et al. 2005)

  • Ideen für neue, innovative Geschäftsmodelle zu generieren (Chesbrough 2010)

  • Anforderungen an die für ein Geschäftsmodell benötigten Informationssysteme abzuleiten (Akkermans, Gordijn 2003)

Geschäftsmodell-Modellierungssprachen werden auch als Geschäftsmodellrepräsentationen bzw. Business Model Representations bezeichnet (Casadesus-Masanell, Ricart 2010; Zott et al. 2011).

Es wurden bereits zahlreiche Geschäftsmodell-Modellierungssprachen vorgeschlagen. Die Sprachen unterscheiden sich im zugrundeliegenden Geschäftsmodell-Verständnis (= Semantik bzw. verfügbare Sprachkonstrukte) sowie ihrer Darstellungsform (=konkrete) Syntax bzw. visuelle Notation) (John et al. 2017). Zusätzlich unterscheiden sich die Sprachen auch im hauptsächlichen Verwendungszweck (Pragmatik), da einige Sprachen z. B. primär dafür gedacht sind, die Ideengenerierung zu unterstützen und andere Sprachen primär die Ableitung von Anforderungen an Informationssysteme unterstützen sollen (vgl. Burton-Jones et al. 2009 für eine weitergehende Erläuterung von Semantik, Syntax und Pragmatik als mögliche Perspektiven zur Untersuchung von Modellierungssprachen).

Beispiele für Geschäftsmodell-Modellierungssprachen sind das Business Model Canvas (Osterwalder, Pigneur 2010) und e3-value (Akkermans, Gordijn 2003, siehe Abbildung 1). Das Business Model Canvas bietet neun Komponenten (z. B. Kundensegmente, Wertangebote, Einnahmequellen), um ein Geschäftsmodell zu beschreiben (= Geschäftsmodell-Verständnis). Die Komponenten sind in einer Matrix-artigen Darstellung visualisiert, in der jede Komponente eine fixe Position hat (= Darstellungsform). Demgegenüber beschreibt e3-value ein Geschäftsmodell u. a. als eine Menge von Akteuren und deren Austauschbeziehungen (= Geschäftsmodell-Verständnis). Den Akteuren und Austauschbeziehungen ist eine graphische Notation zugeordnet, sodass ein Geschäftsmodell als Netzwerk visualisiert werden kann (= Darstellungsform). Weitere Beispiele für Geschäftsmodell-Modellierungssprachen sind das Causal Loop Diagram (Casadesus-Masanell, Ricart 2010), die ebusiness model schematics (Weill, Vitale 2001), die Strategic Business Model Ontology (Samavi et al. 2009) und die Value Stream Map (Pynnönen et al. 2008).

Abb_1

Abbildung 1: Beispieldarstellungen zu ausgewählten Modellierungssprachen (eigene Darstellungen)

Geschäftsmodell-Modellierungssprachen werden in der Praxis meist Papier-basiert eingesetzt, jedoch existieren auch Software-basierte Geschäftsmodell-Entwicklungswerkzeuge (Fritscher, Pigneur 2014). Diese Entwicklungswerkzeuge können es ihren Nutzern erleichtern, die Modellierungssprachen anzuwenden, was wiederum die Entwicklung, Bewertung und das Management von Geschäftsmodellen erleichtern kann (Osterwalder, Pigneur 2013). Darüber hinaus können Geschäftsmodell-Modellierungssprachen dazu dienen, Geschäftsmodellwissen formalisiert zu speichern, um darauf basierend z. B. teil-automatisierte Systeme zur Geschäftsmodell-Ideengenerierung zu entwickeln (John 2016).

Die Forschung zu Geschäftsmodell-Modellierungssprachen ist ein vergleichsweise junges Teilgebiet der Forschung zu Modellierungssprachen (z. B. im Vergleich zu Modellierungssprachen für Daten– und Prozessmodellierung). Angesichts der seit Mitte der neunziger Jahre kontinuierlich zunehmenden Relevanz von Geschäftsmodellen (Zott et al. 2011) ist anzunehmen, dass Geschäftsmodell-Modellierungssprachen auch langfristig ein relevantes Forschungsthema für die Wirtschaftsinformatik sein werden (Veit et al. 2014; Osterwalder, Pigneur 2013).


Literatur

AKKERMANS, Hans; GORDIJN, Jaap: Value-based requirements engineering: Exploring innovative e-commerce ideas. In: Requirements Engineering 8 (2003), Nr. 2, S. 114–134

AL-DEBEI, Mutaz M.; AVISON, David: Developing a unified framework of the business model concept. In: European Journal of Information Systems 19 (2010), Nr. 3, S. 359–376

BURTON-JONES, Andrew; WAND, Yair; WEBER, Ron: Guidelines for empirical evaluations of conceptual modeling grammars. In: Journal of the Association for Information Systems 10 (2009), Nr. 6, S. 495–532

CASADESUS-MASANELL, Ramon; RICART, Joan Enric: From strategy to business models and onto tactics. In: Long Range Planning 43 (2010), Nr. 2-3, S. 195–215

CHESBROUGH, Henry: Business model innovation: It’s not just about technology anymore. In: Strategy & Leadership 35 (2007), Nr. 6, S. 12–17

CHESBROUGH, Henry: Business Model Innovation: Opportunities and barriers. In: Long Range Planning 43 (2010), Nr. 2-3, S. 354–363

FRITSCHER, Boris; PIGNEUR, Yves: Computer aided business model design: Analysis of key features adopted by users. In:  47th Hawaii International Conference on System Sciences, 2014

JOHN, Thomas: Supporting business model idea generation through machine-generated ideas: A design theory. In:  Proceedings of the International Conference on Information Systems, 2016

JOHN, Thomas; KUNDISCH, Dennis; SZOPINSKI, Daniel: Visual languages for modeling business models: A critical review and future research directions. In: Proceedings of the International Conference on Information Systems, 2017

OSTERWALDER, Alexander; PIGNEUR, Yves: Business model generation: A handbook for visionaries, game changers, and challengers: Wiley, 2010

OSTERWALDER, Alexander; PIGNEUR, Yves: Designing business models and similar strategic objects: The contribution of IS. In: Journal of the Association for Information Systems 14 (2013), Nr. 5, S. 237–244

OSTERWALDER, Alexander; PIGNEUR, Yves; TUCCI, Christopher L.: Clarifying business models: Origins, present, and future of the concept. In: Communications of the Association for Information Systems 16 (2005), Nr. 1, S. 1–25

PYNNÖNEN, Mikko; HALLIKAS, Jukka; SAVOLAINEN, Petri: Mapping business: Value stream-based analysis of business models and resources in information and communications technology service business. In: International Journal of Business and Systems Research 2 (2008), Nr. 3, S. 305–323

SAMAVI, Reza; YU, Eric; TOPALOGLOU, Thodoros: Strategic reasoning about business models: A conceptual modeling approach. In: Information Systems and e-Business Management 7 (2009), Nr. 2, S. 171–198

TEECE, David J.: Business models, business strategy and innovation. In: Long Range Planning 43 (2010), Nr. 2-3, S. 172–194

VEIT, Daniel; CLEMONS, Eric; BENLIAN, Alexander; BUXMANN, Peter; HESS, Thomas; KUNDISCH, Dennis; LEIMEISTER, Jan Marco; LOOS, Peter; SPANN, Martin: Business Models: An information systems research agenda. In: Business & Information Systems Engineering 6 (2014), Nr. 1, S. 45–53

WEILL, Peter; VITALE, Michael R.: Place to space: migrating to ebusiness models. In: Harvard Business School Publishing Corporation (2001)

ZOTT, C.; AMIT, R.; MASSA, L.: The business model: recent developments and future research. In: Journal of Management 37 (2011), Nr. 4, S. 1019–1042

ZOTT, Christoph; AMIT, Raphael: The fit between product market strategy and business model: Implications for firm performance. In: Strategic Management Journal 29 (2008), Nr. 1, S. 1–26

 

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