Es gibt zahlreiche Wissensmanagement-Modelle. Das Modell von Probst, Raub und Romhardt beschreibt idealtypisch die Aufgaben bzw. Kernaktivitäten des Wissensmanagement und fasst diese in Bausteinen zusammen. Obwohl es als eines der populärsten Modelle gilt, ist es nicht frei von Kritik.
Das Modell
Das Bausteinmodell [Probst, Raub und Romhardt 1999] wurde erstmals 1997 vorgestellt. Es zielt darauf ab, Unternehmen eine Art Handlungsanleitung zur besseren Beschreibung und einem besseren Verständnis von Wissensproblemen innerhalb ihrer Organisation anzubieten. Im Vordergrund steht dabei die Dekomposition des Wissensmanagement in intuitiv nachvollziehbare Aufgabenbereiche [Hippner 2001, S. 193]. Diese sogenannten Bausteine des Wissensmanagement stellen eine Konzeptualisierung von Aktivitäten dar, die unmittelbar wissensbezogen sind [Probst, Romhardt 1998, S. 133]. Der Ansatz integriert die Elemente Individuum, Gruppe und Organisation sowie die Zielebenen operativ, strategisch und normativ [Probst, Raub und Romhardt 1999, S. 59-61]. Das in Zusammenarbeit mit Unternehmen der sogenannten Geneva Knowledge Group entwickelte Bausteinmodell stellt dabei einen eher praxisorientierten Bezugsrahmen dar.
Dieses Modell – mit seinen Elementen Zielsetzung, Umsetzung und Bewertung – bildet einen traditionellen Managementprozess ab, der mehrere Aufgaben erfüllt. Dabei wird innerhalb des Modells zwischen einem
äußeren Kreislauf (strategische Steuerungsaufgaben) und einem inneren Kreislauf (Umsetzung) unterschieden. Der innere Kreislauf wird durch den äußeren Kreislauf mit den Elementen Zielsetzung (Wissensziele) und Messung (Wissensbewertung) ergänzt, so dass das gesamte Modell die Phasen Planung, Realisierung und Kontrolle abbildet. Die Bausteine des inneren Kreislaufs entsprechen den sechs Kernaktivitäten Wissensidentifikation, Wissenserwerb, Wissensentwicklung, Wissens(ver)teilung, Wissensnutzung und Wissensbewahrung des Modells, welche die operativen Probleme im Umgang mit der Ressource Wissen strukturieren.
Abb. 1: Bausteinmodell des Wissensmanagement [Probst, Raub, Romhardt 1999, S. 58]
Die acht Bausteine bilden, wie Abbildung 1 illustriert, einen vernetzten Managementregelkreis. Dabei stehen die Kernaktivitäten zwar untereinander in Verbindung, müssen aber weder in vorgegebener Reihenfolge noch vollständig durchlaufen werden. Es ist jedoch darauf zu achten, dass alle Bausteine gleichermaßen berücksichtigt werden. Denn zahlreiche Probleme resultieren aus einer isolierten Optimierung einzelner Kernaktivitäten.
Bausteine
Im Folgenden werden die Bausteine des Wissensmanagement kurz beschrieben. Dabei werden die jeweils relevanten Aufgabenbereiche verdeutlicht sowie mögliche Interventionsbereiche genannt. Für eine ausführliche Beschreibung sei auf die aktuelle Auflage der drei Autoren sowie die unten genannten Quellen verweisen.
Äußerer Kreislauf
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Wissensziele: Beschreibung des organisationalen Kernwissens, gezielter Aufbau der den konkreten Ebenen zugeordneten Fähigkeiten.
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Wissensbewertung: Messung des Erfolgs der formulierten normativen, strategischen und operativen Wissensziele.
Innerer Kreislauf
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Wissensidentifikation: Schaffung von Transparenz über interne und externe Daten, Informationen, Fähigkeiten.
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Wissenserwerb: Steigerung der eigenen Wissensbasis mit Hilfe externer Wissensquellen.
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Wissensentwicklung: Aufbau neuer Fähigkeiten, Ideen, Prozesse.
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Wissens(ver)teilung: Kernaktivitäten der Verbreitung vorhandenen Wissens unter Beachtung der Effizienz und des ökonomischen Prinzips der Arbeitsteilung.
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Wissensnutzung: Sicherstellung der Anwendung von Wissen (nach erfolgreicher Identifikation und Verteilung).
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Wissensbewahrung: Selektion von bewahrungswürdigem Wissen, angemessene Speicherung, regelmäßige Aktualisierung.
Würdigung
Das Bausteinmodell kann als eines der bekanntesten und meist zitierten Modelle im deutschsprachigen Raum bewertet werden. Es hat dabei zahlreiche Arbeiten zum Thema Wissensmanagement beeinflusst. Der Vorteil des Ansatzes liegt darin, dass abgegrenzte, wissensorientierte Aktivitäten zusammen eine Gesamtkonzeption bilden [Probst, Raub, Romhardt 1999, S. 59]. Allerdings bietet das Modell selbst nur wenige konkrete Anhaltspunkte zur Implementierung [North 1999, S. 167] und ist somit nicht unstrittig. So werden beispielsweise die Auswahl der Bausteine und deren Anordnung [Hippner 2001, S. 194] oder eine unzureichende theoretische Fundierung kritisiert [Willke 2001, S. 78].
Literatur
Hippner, Hajo.: Wissensmanagement in der Langfristprognostik. Lohmar : Eul, 2001.
North, Klaus: Wissensorientierte Unternehmensführung : Wertschöpfung durch Wissen. 2. Aufl. Wiesbaden : Gabler, 1999.
Probst, Gilbert ; Romhardt, Kai: Bausteine des Wissensmanagements : Ein praxisorientierter Ansatz. In: Dr. Wieselhuber & Partner (Hrsg.): Handbuch Lernende Organisation. 1. Aufl., Nachdruck. Wiesbaden : Gabler, 1998, S. 129 – 143.
Probst, Gilbert. ; Raub, Steffen ; Romhardt, Kai: Wissen Managen : Wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen. 3. Aufl. Frankfurt/Main : Gabler, 1999.
Willke, Helmut: Systemisches Wissensmanagement. Stuttgart : Lucius und Lucius, 1998.