Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "St. Galler Ansatz des Business Engineering", 
  Author    = "Österle, Prof. em. Dr. Hubert", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/informations-daten-und-wissensmanagement/informationsmanagement/business-engineering/business-engineering-ansaetze-des/st-galler-ansatz-des-business-engineering/", 
  Note    = "[Online; Stand 21. November 2024]",
}

St. Galler Ansatz des Business Engineering

Hubert Österle


Der St. Galler Ansatz des Business Engineering (BE) wurde Anfang der 1990er Jahre am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen entwickelt. Er umfasst Grundlagen und Methoden für verschiedene Projekttypen zur Transformation von Unternehmen des Informationszeitalters.

Gestaltungsebenen der Unternehmenstransformation

Der Ansatz unterscheidet die drei Gestaltungsebenen ‚Strategie‘, ‚Organisation‘ und ‚Informationssystem‘. Im Groben umfassen die einzelnen Ebenen folgende Inhalte [Österle, Blessing 2005, S. 12]:

  • Strategie – Plan für die Unternehmensentwicklung, die Positionierung im Wettbewerb gegenüber Konkurrenten, die Gestaltung von Geschäftsfeldern (Kundensegmente, Marktleistungen sowie Vertriebskanäle), die Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen, das Zielsystem sowie das Ecosystem eines Unternehmens

  • Organisation – Spezifikation der Aufbau- und Ablauforganisation des Unternehmens. Eine zentrale Rolle nehmen im BE die Geschäftsprozesse mit den zugehörigen Prozessleistungen, Abläufen, Aufgaben und Geschäftsobjekten ein.

  • Informationssystem – Spezifikation des Informationssystems einschließlich der Applikationen und fachlichen Services, der Software- und Datenkomponenten sowie der IT-Infrastrukturkomponenten

Spielt die IT in einem Projekt eine dominante Rolle, so kann zur Komplexitätsreduktion die Ebene Informationssystem weiter in die Unterebenen ‚Alignment‘, ‚Software und Daten‘ sowie  ‚IT-Infrastruktur‘ aufgeteilt werden [Winter, Fischer 2007].

Unternehmenspolitik und –kultur sind eine weitere Gestaltungsdimension des Business Engineering. Sie umfasst die „Organisationskultur, Führung, Macht, Motivation und Verhalten“  [Winter 2008, S. 33].

Methodenfamilie des St. Galler Ansatzes des Business Engineering

Mitte der 1990er Jahre legte das Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen zusammen mit der Unternehmensberatung The Information Management Group (IMG) und unter Beteiligung der Wirtschaft mit der Entwicklung der Methode für den Prozessentwurf [Österle 1995, Hess 1996] den Grundstein für die heutige Methodenfamilie. Darauf aufbauend wurde das Methodenset über die Jahre um weitere Module ergänzt (siehe u.a. [Fleisch 2001], [Alt 2008], [Winter 2011]). Diese Module lassen sich entweder einer bestimmten Gestaltungsebene zuordnen oder ebenenübergreifend positionieren. Tabelle 1 zeigt die momentan abgedeckten Themengebiete.

Ebene Ebenenbezogene Methoden Ebenenübergreifende Methoden
Strategie Strategieentwurf
Organisation Prozessentwurf
Prozessmanagement
Prozessbenchmarking
Business Networking
Prozessportale
Customer Relationship Management
Wissensmanagement
Kompetenzmanagement
Informationssystem Standardsoftwareeinführung
Internet/Intranet
Workflow-Management
Verteilte Applikationsarchitekturen
Informationssystem- und -technologieplanung

Tab. 1: Methoden des St. Galler Ansatzes des Business Engineering

Konsolidierung in einem Methodenkern

Die gewachsene Vielzahl an Methoden innerhalb der Methodenfamilie des St. Galler Ansatzes, aber auch in anderen Ansätzen des Business Engineering (siehe dazu den Beitrag Business Engineering), machte eine Konsolidierung in einem verschlankten Methodenkern notwendig. Dieses Core Business Engineering umfasst ein konsolidiertes und auf die wesentlichen Gestaltungselemente reduziertes Metamodell (siehe hierzu [Österle et al. 2007]), zentrale Techniken zur Erstellung von Ergebnisdokumenten, ein generisches Vorgehensmodell (Aktivitäten) und Rollenbeschreibungen [Höning 2009, Österle et al. 2011].

Während der Methodenkern konsolidiert wird, erhält die Wirtschaftsinformatik aufgrund der Konsumententechnologien ein zusätzliches Gestaltungsfeld, die Informationsverarbeitung der Konsumenten [Österle und Senger 2011].

Bedeutung des Ansatzes

Der St. Galler Ansatz des Business Engineering wurde in über 1.000 Beratungsprojekten praktisch erprobt [S&T 2008]. Namhafte Software-Tools wie das ARIS Toolset [Scheer 2001, S. 18], ADOben [Aier et al. 2008] oder Semtalk unterstützen diesen Business Engineering Ansatz.


Literatur

Aier, Stephan ; Kurpjuweit, Stephan ; Saat, Jan ; Winter, Robert: Business Engineering Navigator : A “Business to IT” Approach to Enterprise Architecture Management. In: Bernard, Scott ; Doucet, Gary ; Gøtze, John ; Saha, Pallab (Hrsg.): Coherency Management : Architecting the Enterprise for Alignment, Agility, and Assurance. 2008.

Alt, Rainer: Überbetriebliches Prozessmanagement : Gestaltungsalternativen und Vorgehen am Beispiel integrierter Prozessportale. Berlin : Logos, 2008.

Fleisch, Elgar: Das Netzwerkunternehmen : Strategien und Prozesse zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in der “Networked Economy”. Berlin : Springer, 2001.

Hess, Thomas: Entwurf betrieblicher Prozesse : Grundlagen – Bestehende Methoden – Neue Ansätze. Deutscher Universitäts-Verlag, 1996.

Höning, Frank: Methodenkern des Business Engineering : Metamodell, Vorgehensmodell, Techniken, Ergebnisdokumente und Rollen. St. Gallen, Universität, Institut für Wirtschaftsinformatik. Dissertation 2009.

Österle, Hubert: Business Engineering : Prozess- und Systementwicklung. 2. Auflage. Berlin : Springer, 1995.

Österle, Hubert ; Blessing, Dieter: Ansätze des Business Engineering. In: Strahringer, Susanne (Hrsg.): Business Engineering. HMD 42 (2005), Nr. 241, S. 7 – 17.

Österle, Hubert ; Höning, Frank ; Osl, Philipp: Methodenkern des Business Engineering : Ein Lehrburch. St. Gallen : University of St. Gallen, Institute of Information Management, 2011. Online abrufbar unter: http://www.alexandria.unisg.ch/Publikationen/einfache-Suche/215432

Österle, Hubert ; Senger, Enrico: Prozessgestaltung und IT: Von der Unternehmens- zur Konsumentensicht, Zeitschrift für Controlling und Management (2011)2, S. 80 – 88.

Österle, Hubert ; Winter, Robert ; Höning, Frank ; Kurpjuweit, Stephan ; Osl, Philipp: Business Engineering : Core-Business-Metamodell. In: Wisu – Das Wirtschaftsstudium 36 (2007), Nr. 2, S. 191 – 194.

S&T: S&T DACH Company Präsentation. 2008.

Scheer, August-Wilhelm: ARIS : Modellierungsmethoden, Metamodelle, Anwendungen. 4. Auflage. Berlin : Springer, 2001.

Winter, Robert ; Fischer, Ronny: Essential Layers, Artifacts, and Dependencies of Enterprise Architecture. In: Journal of Enterprise Architecture, 3 (2007), Nr. 2, S. 7-18.

Winter, Robert: Business Engineering — Betriebswirtschaftliche Konstruktionslehre und ihre Anwendung in der Informationslogistik. Dinter, Barbara (Hrsg.) ; Winter, Robert (Hrsg.) : Integrierte Informationslogistik. Berlin Heidelberg: Springer, 2008, S. 17 – 37.

Winter, Robert: Business Engineering Navigator: Gestaltung und Analyse von Geschäftslösungen “Business-to-IT”. Berlin Heidelberg: Springer, 2011

 

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