Die Sekundärbedarfsermittlung leitet die Mengen an Rohstoffen, Einzelteilen und Baugruppen ab, die zur Erzeugung des Primärbedarfs erforderlich sind. Die Sekundärbedarfsermittlung kann verbrauchs- oder programmorientiert angelegt sein.
Als Sekundärbedarf werden die Rohstoffe, Einzelteile und Baugruppen bezeichnet, die zum Erzeugen des Primärbedarfs benötigt werden. Wie die Primärbedarfsermittlung hat die Sekundärbedarfsermittlung eine qualitative und eine quantitative Komponente: Zum einen ist der Sekundärbedarf qualitativ so festzulegen (siehe Materialwirtschaft), dass über die Spezifikationen des Sekundärbedarfs und den zwischengeschalteten Transformationsprozess der Primärbedarf zielgerichtet und effizient erstellt werden kann. Zum anderen ist der Sekundärbedarf mengenmäßig und hinsichtlich der zeitlichen Einordnung so anzulegen, dass der Primärbedarf sachlich-zeitlich befriedigt werden kann [Hoitsch 1993]. Die Berechnung der Sekundärbedarfsmengen kann verbrauchs- sowie programmorientierte Verfahren einsetzen.
Die verbrauchsorientierte Sekundärbedarfsermittlung leitet den Materialbedarf der folgenden Periode aus dem Verbrauch der Materialien in der Vergangenheit ab. Von den dazu verwendeten Prognoseverfahren sind bspw. die gleitende Mittelwertbildung oder die exponentielle Glättung 1. Ordnung zu den einfacheren zu zählen.
Ausgangspunkt der programmorientierten Sekundärbedarfsermittlung sind der Primärbedarf und die Erzeugnisstrukturen (in der nicht einheitlichen betriebswirtschaftlichen Literatur wird durchaus auch nur im Zusammenhang mit diesem programmorientierten Ansatz von Sekundärbedarf bzw. von Sekundärbedarfsermittlung gesprochen (siehe bspw. [Witte 1996; Westkämper, Mussbach-Winter, Wiendahl 2004]). Hier wird ausgenutzt, dass bei einem mehrstufigen Produktionsprozess mit gegebenen Produktionskoeffizienten die Sekundärbedarfsmengen jeder Produktionsstufe stets in einem eindeutigen Verhältnis zu den zu erstellenden Ausbringungsmengen stehen. Allerdings sind die Nettosekundärbedarfsmengen dazu um Abfall- und Ausschussanteile zu ergänzen. Mit Hilfe dieser Gesamtbedarfskoeffizienten lassen sich aus den jeweils gegebenen Primärbedarfen die gesuchten Sekundärbedarfsmengen einfach mittels eines nach Rangstufen (Dispositions-, Auflösungsstufen) geordneten Gozintographen ermitteln.
Mit xio Primärbedarf Verbrauchsfaktor i xin Menge von Verbrauchsfaktor i zur Herstellung des Gesamtbedarfs von End-/Zwischenerzeugnis n und xin = bin * xn mit bin Gesamtbedarf von Verbrauchsfaktor i je Einheit von End- / Zwischenerzeungis n xn Gesamtbedarf eines End- / Zwischenerzeugnisses n folgt xi = xio + xin = xio + bin * xn xi – bin * xn = xio.
Definiert man die erforderlichen Vektoren und Matrizen wie folgt
lässt sich dieses Gleichungssystem zur Berechnung der Gesamtbedarfe xi in Matrizenschreibweise darstellen:
x – B * x = x0 (E – B) * x =x0 x = (E – B)-1 * x0
Die Zeilen und Spalten der Matrizen (E – B) bzw. (E – B)-1 lassen sich auf der Basis der Gozintographen B als Stücklisten bzw. Teilverwendungsnachweise interpretieren:
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Eine Spalte der Matrix (E – B): einstufige Baukastenstückliste
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Eine Zeile der Matrix (E – B): einstufiger Teileverwendungsnachweis
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Eine Spalte der Matrix (E – B)-1: Mengenübersichtsstückliste
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Eine Zeile der Matrix (E – B)-1: Mengenübersichtsverwendungsnachweis
Literatur
Witte, Thomas: Materialbedarfsplanung. In: Kern, Werner; Schröder, Hans-Horst; Weber, Jürgen (Hrsg.): Handwörterbuch der Produktionswirtschaft. 2. Aufl., Stuttgart : Schäffer-Poeschel, 1996, S. 1168 – 1183.