Die Standardspezifikation des Shared Content Object Reference Model (SCORM) bietet ein umfassendes Rahmenwerk zur Realisierung wiederverwendbarer E-Learning-Inhalte. Dabei werden Lernressourcen durch systematische Verpackung in standardkonforme Content Packages mit definierten Metadaten systemunabhängig in Learning Management Systemen importierbar und ablauffähig.
Ziele und Hauptbestandteile
Die internationale Standardspezifikation des Shared Content Object Reference Model (SCORM) der 1997 gegründeten Advanced Distributed Learning Initiative (ADL) stellt ein umfangreiches Rahmenwerk für webbasiertes E-Learning dar. Es baut auf den Arbeiten des Aviation Industry CBT Committee (AICC), des IMS Global Learning Consortium (IMS), des IEEE Learning Technology Standards Committee (IEEE LTSC) und der Alliance of Remote Instructional Authoring and Distribution Networks for Europe (Ariadne) auf.
Die Initiative beabsichtigt den einfachen Zugriff auf Lerninhalte jederzeit und von jedem Ort aus, eine verbesserte Wiederverwendbarkeit von einmal erzeugten Lernressourcen über mehrere Learning Management Systeme (LMS) hinweg, die Lauffähigkeit auch nach Änderung von Technologien, die Einsetzbarkeit intelligenter Suchverfahren sowie die Entkopplung der Lerninhalte von der ausführenden Softwareplattform des Learning Management Systems (LMS) und von speziellen (Autoren-) Werkzeugen.
Für diese Zwecke bietet der Ansatz Spezifikationen für die einheitliche Erstellung von Inhaltspaketen (Content Packaging), die Kommunikation mit dem LMS zur Laufzeit des Inhaltspakets (Runtime) und die Definition von Navigation und Ablaufsequenzen einer Lerneinheit (Sequencing & Navigation).
Content Packaging
Die ADL SCORM Content Packaging Specification definiert, wie einzelne Bestandteile eines Lernangebots in eine standardisierte Datei verpackt werden können. Die Basis hierzu bildet das Content Aggregation Model (CAM). Hierbei werden zunächst einzelne Lernressourcen (Assets wie z.B. Audiofiles, Videos oder Bilder) in einem Content Modell definiert. Diese Einzelelemente werden dann zu komplexeren Lerneinheiten (Sharable Content Objects, z.B. ein eigenständiges HTML Element eines Kurses) und schließlich über die Definition der sogenannten Organisation zu ganzen Kursen oder gar Kursprogrammen (SCORM Content Packages) aggregiert (Content Packaging) und mit speziellen Meta-Daten versehen.
Die Zuweisung von Meta-Daten kann auf Ebene der Assets, SCOs, Aktivitäten, Content Organisation und Content Aggregation erfolgen und dient der Steigerung der Wiederverwendbarkeit. Basis der SCORM Meta-Daten sind die Learning Object Metadata (LOM) des IEEE Learning Technology Standards Committee (LTSC). So kann auch ein fremdes LMS passende Lerneinheiten identifizieren, welche Begriffe in der Lerneinheit vorkommen, wie die Lerneinheit strukturiert ist oder in welchen Kursprogrammen sie eingesetzt wird. Die erzeugte (Paket-) Datei kann nach Fertigstellung einfach zwischen SCORM-konformen LMS, Autorenwerkzeugen und Repositories ausgetauscht werden.
Abbildung 1 zeigt schematisch den Aufbau des fertigen SCORM Content Packages aus physischen Ressourcendateien (Assets und Shared Content Objects) und aus dem Manifest, einem strukturierten Inventar mit der Organisation der Ressource bzw. Inhalte und mit den zugeordneten Metadaten der Lerneinheit.
Abb. 1: Aufbau eines Content Packages
Runtime Environment und Sequencing
Neben den Vorgaben zur Verpackung von Lerninhalten in ein Content Package definiert die Spezifikation
SCORM 2004 Runtime Environment (SCORM RTE) eine standardisierte Schnittstelle für die Kommunikation zwischen Lerninhalten und Learning Management System und darüber hinaus auch für die Aufzeichnung der Lernaktivitäten der Benutzer. Die Runtime-Umgebung besteht aus einem Launch-Mechanismus zur Etablierung der Kommunikation zwischen Lerninhalt und LMS, einem Application Programming Interface (API) zum Transfer von Daten zur Laufzeit bzw. zur Diagnose und drittens dem dafür erforderlichen Datenmodell. Mit diesen Festlegungen wird eine standardisierte Ausführung eines Content Packages innerhalb der Lernumgebung möglich.
In der SCORM Sequencing & Navigation Specification wird schließlich beschrieben, wie das LMS und der Lernende Navigationsereignisse auslösen und definierte Ablaufsequenzen abarbeiten. Wird eine SCORM Lernressource durch ein LMS ausgeführt, generiert das LMS dazu aus den Sequencing Informationen im Manifest des Content Packages einen Aktivitätsbaum.
Literatur
Advanced Distributed Learning Initiative: ADL (2009): Sharable Content Object Reference Model SCORM 2004. 4th Edition. http://www.adlnet.gov/capabilities/scorm/scorm-2004-4th (Abruf 3.10.2011)