Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "Mobile Enterprise", 
  Author    = "", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/inner-und-ueberbetriebliche-informationssysteme/kommunikations-und-kollaborationssysteme/mobile-enterprise/", 
  Note    = "[Online; Stand 23. November 2024]",
}

Mobile Enterprise

Stefan Stieglitz


Der Begriff „Mobile Enterprise“ beschreibt Unternehmen, die (kritische) Geschäftsprozesse ergänzend oder ausschließlich über mobile Endgeräte umsetzen und das Ideal eines vollständigen ubiquitären Zugriffs auf Unternehmensressourcen anstreben.

Eine Steigerung der organisationalen Performance durch die Integration von mobilen Endgeräten wird insbesondere durch die Beschleunigung und effizientere Gestaltung von Geschäftsprozessen sowie durch eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit und -produktivität erwartet [Stieglitz und Brockmann 2012a]. Beispiele sind der Zugang über Smartphones, Tablets und Laptops zu Kommunikationssystemen, wie z. B. E-Mail-Servern, Instant-Messaging, Video-Konferenzsystemen, aber auch zu weitreichenden sensiblen Unternehmensdaten über Projekt-, CRM-, ERP- oder SCM-Systeme [Consoli 2012]. Um das Konzept der “Mobile Enterprise” anzustreben, ist eine umfassende unternehmensweite Strategie erforderlich. Die Strategie sollte unter anderem die Verwaltung von mobilen Geräten (Mobile Device Management), mobilen Applikationen (Mobile Applikation Management), das individuelle Nutzungsverhalten der Mitarbeiter (z.B. Bring Your Own Device) sowie eine systemseitige Unterstützung von Kommunikationspräferenzen (Unified Communications) berücksichtigen [Weiß und Leimeister 2012; Harris et al. 2012] .

Die Ausgestaltung einer notwendigen mobilen Unterstützung von Geschäftsprozessen bedingt sich durch die Tätigkeiten der mobil arbeitenden Mitarbeiter. Unterschieden werden laut [Yuan & Zheng 2009] zwei Grundtypen von mobilen Arbeitern. Zum einen Mobile Knowledge Worker, die in hohem Maße ad-hoc Informationen benötigen und tendenziell unstrukturierte wissensintensive Tätigkeiten ausführen und daher ein breites Portfolio an mobilen Kommunikationskanälen und Anwendungen verwenden (bspw. Berater). Zum anderen wird häufig von Mobile Field Workern gesprochen, die oft wiederkehrende und somit besser planbare Aufgaben erledigen. Mobile Field Worker sind auf spezialisierte und abgrenzbare mobile Dienste für die Erfüllung ihrer Tätigkeiten angewiesen  (bspw. Paketzusteller). Ein wesentlicher Treiber für die zunehmende Relevanz mobiler Endgeräte im Unternehmenskontext sind zum einen der hohe Reifegrad von Smartphone und Tablets sowie das Konzept von „Apps“, die über eine Plattform des Betriebssystemanbieters bezogen werden können und das Funktions- und Dienstspektrum der mobilen Endgeräte deutlich erweitern. Im Unternehmenskontext sind vor allem Mobile Business Apps, die nicht durch das Unternehmen selbst bereit gestellt, aber für allgemeine geschäftliche Aufgaben genutzt werden können (bspw. E-Mail Client, Taskliste, Kalender, Instant Messanger) und Mobile Enterprise Apps, die spezifisch für Unternehmen entwickelt und/oder angepasst werden (bspw. Applikation für den Zugriff auf das eigene ERP-System) die Treiber hin zu einer Mobile Enterprise [Unhelkar und Murugesan 2010].

Die starke Verbreitung von Smartphones und Tablets sowie die einhergehend zunehmende Nutzung mobiler Applikationen erfordert es von Unternehmen, sich mit einer Reihe neuer Themenfelder zu beschäftigen [Stieglitz & Brockmann 2016]. Hierzu zählen insbesondere:

IT-Consumerization

[Harris et al. 2012] definieren IT-Consumerization als die Adoption von privaten Applikationen, Werkzeugen und Geräten am Arbeitsplatz. Hintergrund dieser von den Mitarbeiten ausgehenden Bewegung ist, dass Technologien aus dem Konsumgüterumfeld häufig vertrauter sind und daher ein Nutzungsverlangen auch im betrieblichen Kontext vorliegt. Positive Effekte können in einer erhöhten Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeiter bestehen. Ebenso ist häufig zu beobachten, dass Mitarbeiter private Geräte für berufliche Zwecke verwenden. In diesem Zusammenhang wird häufig von Bring Your Own Device (BYOD) gesprochen. Zentral ist die Haltung des Managements zu der Frage, ob Arbeitnehmern die Entscheidung zur Nutzung privater Endgeräte überlassen wird oder nicht. Das Management kann zudem Lösungskonzepte wie „Choose You Own Device“ (CYOD) oder „Corporate-Owned Personally Enabled“ (COPE) gestatten. Beim CYOD Ansatz wählen die Mitarbeiten aus einem Portfolio an betrieblichen Geräten ein Arbeitsgerät aus, dürfen dieses aber nur beruflich verwenden. Beim COPE Ansatz hingegen dürfen die Mitarbeiter betriebliche Geräte auch privat nutzen. Unabhängig vom gewählten Ansatz ergeben sich juristische, organisatorische und technische Herausforderungen für Unternehmen. Insbesondere die Sicherheit der kritischen Unternehmensdaten steht im Vordergrund.

Mobile Enterprise Management  (MEM)

Organisationen die ihre Geschäftsprozesse mobil unterstützen, müssen ihre mobile IT analog zur traditionellen Unternehmens IT verwalten [Ortbach et al. 2014]. Unter Mobile Enterprise Management (MEM) oder auch Enterprise Mobility Management (EMM) werden Software-Lösungen subsumiert die Unternehmen die Verwaltung von mobilen Endgeräten ermöglichen. Im Wesentlichen wird zwischen einem Mobile Device Management System (MDM) und einem Mobile Applikation Management (MAM) differenziert.

Mobile Device Management umfasst dabei eine Reihe von Standardfunktionen, über die auch die klassische IT-Administration bereits seit Längerem verfügt. Darüber hinaus werden jedoch auch Funktionen benötigt, die speziell auf mobile Endgeräte abzielen, wie beispielsweise Remote-Wipe, Over the Air-Wartung, Geräteortung, Container-Dienste und Kostenmanagement. Die Vielzahl an verschiedenen Gerätetypen und Betriebssystemen führt zu einer hohen Komplexität bei der Verwaltung von mobilen Endgeräten.

Mobile Application Management umfasst hingegen Lösungen zur Verwaltung, Verteilung, Sicherung und Beschaffung von mobilen Anwendungen durch die Unternehmens-IT. Weiterhin schließt dies auch die Entwicklung und Durchsetzung von Regeln und Leitlinien (Policies) ein, die für die Nutzung mobiler Applikationen im Unternehmen gelten. In der Praxis wird das MAM entweder als eigener Ansatz oder als Erweiterung des MDM begriffen und umfasst beispielsweise die folgenden Funktionen:Compliance-Management, Softwaredistribution (Enterprise-App-Stores), Black- and White-Lists, Versionsmanagement.

Change Management

Analog zur unternehmensbezogenen Einführung und Nutzung anderer Technologien, ist auch die weitgehende Adaption von mobilen Geräten und Services mit Anpassungsprozessen verbunden, die im Rahmen des Change Managements unterstützt werden sollen. Hierzu zählt die Schaffung eines Verständnisses für neue Arbeitsweisen bei den Mitarbeitern und Führungskräften (beispielsweise im Hinblick auf das Themenfeld Work-Life-Balance und Erreichbarkeit), aber auch die Neu- und Umgestaltung von Geschäftsprozessen, sowie die Definition von Anforderungen an Enterprise Apps [Wajcman et al. 2008].


Literatur

Consoli D.: An Advanced Platform for Collaborative and Mobile Enterprise 2.0., Journal of Mobile, Embedded and Distributed Systems (4:2), 2012, S. 121-133.

Harris, J.; Ives, B.; and Junglas, I.: IT-Consumerization: When Gadgets Turn Into Enterprise IT Tools. MIS Quarterly Executive(11:3), 2012.

Ortbach, K.; Brockmann, T. & Stieglitz, S.: Drivers for the adoption of Mobile Device management in organizations. In Proceedings of the 22th European Conference on Information Systems (ECIS), 2014.

Stieglitz, S.;r Brockmann, T.: Increasing Organizational Performance by Transforming into ar Mobile Enterprise. MIS Quarterly Executiver 11(4), 2012a, S. 189-204

Stieglitz, S.; Brockmann, T.: Mobile Enterpriser – Erfolgsfaktoren für die Einführung mobiler Applikationen. HMD – Praxis derr Wirtschaftsinformatik, Heft 286, 2012b, S. 6-14.

Stieglitz, S. & Brockmann, T.: Einsatz mobiler Anwendungen im Unternehmen. In Knoll, M. & Meinhardt, S. (Hrs.), Mobile Computing (pp. 1-12). Berlin : Springer, 2016.

Unhelkar, B.; Murugesan,r S.: The Enterprise Mobile Applications Development Framework, IT Professional,r (12:3), 2010, S. 33-39.

Wajcman J.; Bittman M.;r Brown J.E.: Families without Borders: Mobile Phones, Connected-ness andr Work-Home Divisions,” Sociology (42:4), 2008, S. 635-652.

Yuan, Y.; Zheng, W.:r Mobile Task Characteristics and the Needs for Mobile Work Support: A Comparisonr between Mobile Knowledge Workers and Field Workers. 8th Internationalr Con-ference on Mobile Business, IEEE, 2009, S. 7-11.

Weiß, F., and Leimeister, J. M.: Consumerization. IT-Innovationen aus demr Konsumentenumfeld als Herausforderung für die Unternehmens-IT. Wirtschaftsinformatik (54:6), 2012, S. 351-354

 

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