Bibtex

@InCollection{,
  Year    = "2019", 
  Title    = "E-Learning im Unternehmen", 
  Author    = "", 
  Booktitle    = "Gronau, Norbert ; Becker, Jörg ; Kliewer, Natalia ; Leimeister, Jan Marco ; Overhage, Sven (Herausgeber): Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik – Online-Lexikon",
  Publisher    = "Berlin : GITO",
  Url    = "https://wi-lex.de/index.php/lexikon/uebergreifender-teil/e-learning-im-unternehmen/", 
  Note    = "[Online; Stand 3. December 2024]",
}

E-Learning im Unternehmen

Daniel Stoller-Schai


E-Learning im Unternehmen umfasst die Dimensionen Strategie, Produktion, Vertrieb und Controlling. Des Weiteren deckt E-Learning im Unternehmen die verschiedenen Anwendungsformen von E-Learning im betrieblichen Umfeld ab. Dies umfasst sowohl die Innenperspektive (Ausbildung von Mitarbeitenden) als auch die Außenperspektive (Ausbildung von Kunden, Lieferanten, Vertriebspartnern, Investoren etc.).

Dimensionen von E-Learning im Unternehmen

    E-Learning (Digital Learning) im Unternehmen befasst sich mit der strategischen Umsetzung von digitalen Lernformen für alle Anspruchsgruppen eines Unternehmens [Back, Bendel, Stoller-Schai 2001; Rosenberg 2001; Van Dam 2011]. Dabei sind folgende Dimensionen von Bedeutung:

  • Strategie:

Die Unternehmensstrategie ist der Referenzrahmen für die Entwicklung einer E-Learning-Strategie, welche die Lernvision und das Lernverständnis beschreibt und den Beitrag zum Unternehmenserfolg und zum Geschäftsmodell aufzeigt.

  • Produktion:

Die Produktionsstrategie legt fest, wie Lernmedien produziert werden. Dies ist oft eine Mischung aus interner Produktion und der Zusammenarbeit mit externen Partnern. In diesen Bereich fällt auch die Ausbildung digitaler Fachkompetenzen für Instructional Designer, Multimedia Designer, Moderatoren und Communitymanager.

  • Vertrieb:

Die Vertriebsstrategie legt fest, wie E-Learning-Maßnahmen ausgerollt werden. Dazu muss festgelegt werden, ob die dafür benötigen Plattformen und Systemen inhouse (on premise) oder extern (als Cloud-Lösung) betrieben werden. Auch der Zugriff der Anspruchsgruppen muss definiert werden. Oft wird dies im Rahmen einer BYOD-Strategie (Bring Your Own Device) geregelt.

  • Controlling:

Die Controlling-Strategie legt fest, wie der Erfolg und die Effektivität der E-Learning-Maßnahmen gemessen und ausgewiesen werden. Dies erfolgt meistens über die Controlling-Funktionen eines Learning-Management-Systems und wird oft ergänzt durch weitere Data Analytics Maßnahmen (Data Warehouse, Management- und Lern-Cockpit, resp. –Dashboard etc.).

Anwendungsformen

Es gibt verschiedene Anwendungsformen, wie E-Learning in einem Unternehmen umgesetzt werden kann. Diese Anwendungsformen sind oft eine Kombination aus verschiedenen Lernformen und lassen sich in vier Quadranten über die beiden Achsen „individuell – gemeinsam“ und „Informell – Formell“ aufteilen (siehe Abb. 1). Während der informelle Bereich eher das individuelle Lernen am Arbeitsplatz (Indvidual Suppport) oder in Praxisgemeinschaften (Peer Support) abdeckt, umfasst der formelle Bereich mehr die klassischen Bereiche von Lernen in Form von selbstgesteuertem Lernen (Individual Courses) oder Gruppenlernen (Peer Classes):

Anwendungsformen

 Abb. 1: Anwendungsformen

Beispiele für Anwendungsformen

Individual Courses:

  • Compliance Training: Umfasst alle regulatorisch vorgeschriebenen Trainings, die ein Mitarbeitender absolvieren muss.

  • E-Test: Umfasst die Überprüfung von spezifischem Wissen, welches ein Mitarbeitender erworben hat.

  • Simulation: Umfasst das Training von Zusammenhängen oder Szenarien anhand von Experimenten, die an einem Modell durchgeführt werden.

Individual Support:

  • E-Portfolio: Umfasst das Erfassen und Bewirtschaften der individuellen Lernprozesse und Lernergebnisse, die in einem Learning Record Store (LRS) abgespeichert werden.

  • Lern-Bibliothek: Umfasst den Zugriff auf Lernmodule aus verschiedenen Sachbereichen, die den Mitarbeitenden für die persönliche Weiterbildung zur Verfügung stehen.

  • Kontext-Hilfe: Umfasst den Zugriff auf kontextbasierte Lernmodule, die bei der Lösung einer aktuellen Aufgabe helfen.

Peer Classes:

  • Lerngemeinschaft: Umfasst die Gemeinschaft von Lernenden, die miteinander und begleitet durch einen Coach oder Mentor gemeinsam einen Lernprozess durchlaufen.

  • Massive Open Online Course (MOOC): Umfasst Onlinekurse mit grossen Mengen an Teilnehmenden. Wissensvermittlung, Wissensvertiefung und Kursbegleitung finden online statt.

  • Virtual Classroom: Umfasst zeitgleiches Erarbeiten und Bearbeiten von Lernthemen in einer synchronen Lernumgebung (Webconferencing).

Peer Support:

  • Praxisgemeinschaft: Umfasst die Gemeinschaft von Mitarbeitenden, die miteinander einen Arbeitsprozess durchlaufen.

  • E-Meeting: Umfasst das zeitgleiche Erarbeiten und Bearbeiten von Arbeitsthemen in einer synchronen Arbeitsumgebung (Webconferencing).

  • Wiki: Umfasst den Zugriff auf ein Wiki-System, das der Dokumentation und dem Austausch von Arbeitsergebnissen dient.

Ausblick

Digitales Lernen ist eine Schlüsselkomponente bei der Transformation von Unternehmen. Die damit einhergehenden Change- und Kulturprozesse generieren bei allen Anspruchsgruppen einen entsprechenden Lernbedarf, der durch klassische Präsenzformen nur bedingt abgedeckt werden kann. Die oben aufgeführten Anwendungsformen bilden die Grundlage für entsprechende digitale Lern- und Kommunikationsangebote (weiterführend [Sauter/Erpenbeck 2017]).

In vielen Unternehmen wird E-Learning jedoch erst in sehr eingeschränktem Umfang – z. B. in Form von webbasierten Lernmodulen für das Compliance-Training – eingesetzt. Das volle Potenzial von E-Learning wird erst ausgeschöpft, wenn verschiedene Lernformen miteinander kombiniert und diese in Geschäftsprozesse integriert werden, um bei den verschiedenen Anspruchsgruppen einen konkreten Nutzen zu generieren. Digitale Lernangebote werden in Zukunft wettbewerbsentscheidende Bestandteile in Produkten und Dienstleistungen von Unternehmen sein. Die Digitale Transformation führt zum digitalen Mitarbeitenden und zum digitalen Kunden. Es liegt auf der Hand, dass die Lernformen für diese Zielgruppen ebenfalls digital sein müssen.


Literatur

Back, Andrea; Bendel, Oliver; Stoller-Schai, Daniel: E-Learning im Unternehmen: Grundlagen – Strategien – Methoden – Technologien. Orell-Füssli, Zürich 2001.

Rosenberg, Marc J.: E-Learning. Building Successful Online Learning in Your Organization: Strategies for Delivering Knowledge in the Digital Age. McGraw-Hill, New York 2001.

Sauter, Werner / Erpenbeck, John (Hrsg.): Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz Bausteine einer neuen Lernwelt. Schaeffer-Poeschel, Stuttgart 2017.

Van Dam, Nick: Next Learning, Unwrapped! Leading Learning Practices and 37 Case Studies: Personalized – Social and Collaborative – On Demand – Mobile – In the Workplace. Lulu.com. Research Triangle Park, NC 2011

 

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