Unter Awareness (dt. Gewahrsein oder Gewärtigkeit) wird das Bewusstsein um die Aktivitäten (und den Status) der Personen verstanden, mit denen man in Teams, Communities und Netzwerken zusammenarbeitet.
Dourish und Bellotti (1992, S. 107, übersetzt) definieren Awareness als: „Verständnis für die Aktivitäten anderer, das einen Rahmen für die eigene Tätigkeit bildet”. Gutwin und Greenberg (1995, übersetzt) ergänzen: “Es handelt sich um auf die Minute aktuelles Wissen um die Aktivitäten anderer Menschen, das vom einzelnen benötigt wird, um sich mit diesen zu koordinieren und die eigenen Aufgaben innerhalb der Gruppe zu erfüllen”.
Awareness dient zur Reduktion von Unsicherheit und zur spontanen Koordination. Unsicherheit tritt dabei häufig bei kooperativem Arbeiten mit gegenseitigen Abhängigkeiten auf. Die Beteiligten können sich zum Beispiel die Fragen stellen, ob die Kooperationspartner rechtzeitig mit deren Teilen der Arbeit fertig werden, ob tatsächlich die geplanten Ergebnisse erzielt werden können oder ob sie für Rückfragen verfügbar sind.
Durch die bei räumlich entfernter Zusammenarbeit häufig fehlenden impliziten Möglichkeiten, diese Unsicherheiten zu klären, wird die effektive und effiziente Koordination der Aktivitäten über Distanz zur Herausforderung (DeSanctis et al. 1999). Daher ist es insbesondere bei verteilten Teams notwendig, dass die Team-Mitglieder explizit über die Aktivitäten der anderen informiert werden.
Die Unterstützung der Awareness ist eine der wesentlichen Aufgaben von Groupware und ein Hauptcharakteristikum, das diese von anderer verteilter Software unterscheidet.
Gutwin et al. (1996) unterscheiden vier grundlegende Arten von Awareness-Informationen, welche benötigt werden können:
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Informelle Awareness: Informationen über die Präsenz, Aktionen und Absichten anderer Benutzerinnen und Benutzer sowie die Erreichbarkeit anderer Personen im realen und im elektronischen Raum
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Soziale Awareness: Informationen über die Interessen, Aufmerksamkeit und den emotionalen Zustand anderer Benutzerinnen und Benutzer, welche in persönlichen Gesprächen typischerweise über Augenkontakte, Gesichtsausdruck und Körpersprache wahrgenommen werden.
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Awareness über die Gruppenstruktur: Informationen über die Gruppe sowie ihre Mitglieder und deren Rollen, Verantwortlichkeiten, Stati und Positionen.
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Awareness über den Arbeitsbereich (workspace awareness): Informationen über die Interaktion der anderen Benutzerinnen und Benutzer mit dem gemeinsamen Arbeitsbereich und den enthaltenen Artefakten wie beispielsweise über die Anwesenheit und Identität von anderen im gemeinsamen Arbeitsbereich, deren Aktionen, deren Absichten, usw.
Auch bei Social Software, insbesondere bei Social Networking Systemen, hat sich eine Awareness zu den Aktivitäten der mit dem Benutzer vernetzten anderen Mitglieder des Netzwerkes als zentrales Element entwickelt, meist realisiert durch einen sogenannten Aktivitätsstrom (activity stream).
Literatur
Geradine DeSanctis and N. Staudenmayer and S. S. Wong : Interdependence in Virtual Organizations. In: C. Cooper and D. Rousseau (Hrsg.): Trends in Organizational Behavior, Wiley Computer Publishing, New York, (1999)
Paul Dourish and Victoria Bellotti: Awareness and coordination in shared workspaces. Proceedings of the 1992 ACM conference on Computer-supported cooperative work, S. 107–114. New York, NY, USA, ACM, (1992)
Gutwin, C. & Greenberg, S. (1995): Support for Group Awareness in Real-Time Desktop Conferences. In: Proc. Second New Zealand Computer Science Research Students Conference (Waikato, Hamilton, NZ).
Gutwin, C.; Greenberg, S. & Roseman, M. (1996): Workspace Awareness in Real-Time Distributed Groupware: Framework, Widgets, and Evaluation. In: Proc. Conf. on Human-Computer Interaction: People and Computers (HCI) (London, UK), Springer, S. 281–298.